SV Wehen Wiesbaden – Borussia Dortmund 7:6

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    Sec-BVB

    1. Liga - 33. Saison - 20. Spieltag

    Simons (1)
    Dembélé (2)
    Osimhen (1)
    Marmoush (2)
    (1) Eigentor
    (1) Akanji
    (1) Can
    (1) Malen
    (1) Adeyemi
    (2) Coman
    Zuschauer: 60.000

    S P I E L B E R I C H T

    Slapstick, Tore, Spektakel: Wiesbaden gewinnt den Tag der offenen Tür gegen den BVB


    Vergessen Sie alles, was Sie über Taktik, defensive Stabilität und geordneten Spielaufbau zu wissen glaubten. Der SV Wehen Wiesbaden und Borussia Dortmund luden in der BRITA-Arena zu einem Fußball-Spektakel der absurdesten Sorte, das mit einem 7:6 (3:2)-Sieg für die Hausherren endete. In einem Spiel, in dem Abwehrreihen scheinbar nur als freundliche Begleiter auf dem Platz standen und das über weite Strecken an eine Slapstick-Revue erinnerte, behielten die Hessen irgendwie die Oberhand – oder zumindest das eine Tor mehr auf der Anzeigetafel. Ein Unentschieden wäre wohl das gerechteste Ergebnis für dieses organisierte Chaos gewesen.

    Dabei sah es zunächst so aus, als würde der Favorit aus Dortmund seiner Rolle gerecht werden, als Karim Adeyemi (10.) die Gäste in Führung brachte. Doch wer dachte, das Spiel würde nun seinen erwarteten Lauf nehmen, wurde jäh eines Besseren belehrt. Der Auftakt zur großen Fehlerparade folgte nur sechs Minuten später: BVB-Keeper Koen Casteels (16.) bugsierte den Ball nach einer harmlosen Hereingabe auf unnachahmliche Weise ins eigene Netz – der Slapstick-Gong war geschlagen. Beflügelt von diesem Geschenk, drehte der überragende Omar Marmoush (23.) die Partie. Doch weil an diesem Tag keine Führung lange Bestand hatte, glich Kingsley Coman (29.) für den BVB aus. Den Schlusspunkt unter eine vogelwilde erste Hälfte setzte Xavi Simons (37.) mit der erneuten Führung für den SVWW.

    Was dann jedoch in den ersten 21 Minuten nach Wiederanpfiff geschah, spottete jeder Beschreibung. Es war ein einziges Festival der Fehler, der offenen Visiere und der absurden Tore. Zunächst glich Manuel Akanji (48.) für den BVB aus. Doch dann schlug die Stunde der Hausherren, die binnen fünf (!) Minuten auf 6:3 davonzogen. Ousmane Dembélé (56.), erneut Marmoush (59.) und Victor Osimhen (61.) schienen mit diesem furiosen Dreierschlag alles klarzumachen. Eine Drei-Tore-Führung, die Partie schien entschieden! Denkste. In diesem Spiel war nichts entschieden. Der BVB, angestachelt von der plötzlichen Großzügigkeit der Wiesbadener Defensive, kam durch Coman (63.) und Donyell Malen (66.) postwendend wieder auf 6:5 heran. Die sicher geglaubte Führung war binnen fünf Minuten fast komplett verspielt.

    In der Schlussphase wurde es dann zur Nervenschlacht. Dembélé (81.) sorgte mit seinem Treffer zum 7:5 für kurze Erleichterung, doch selbstredend hatte auch diese Führung nur eine Halbwertzeit von wenigen Sekunden, ehe Emre Can (82.) den BVB wieder heranbrachte. Am Ende zitterten die Hessen den Sieg über die Zeit.

    Ein Blick auf die Statistik untermalt die Absurdität des Spiels. Während der BVB sogar mehr Torschüsse abgab (13 zu 11), hatten die Hausherren laut xGoals-Wert (5,7 zu 3,2) die deutlich klareren Torchancen und verdienten sich den Sieg somit zumindest statistisch. Die Wiesbadener waren mit der kürzeren Balleroberungszeit (9 zu 11 Sekunden) und mehr Pässen (159 zu 115) das etwas aktivere Team. Besonders kurios die Zweikampf-Statistik: Während der BVB sich in aberwitzigen 48 Duellen aufrieb und davon nur mickrige acht gewann, agierten die Hessen mit sechs Siegen bei nur 17 geführten Duellen deutlich effizienter und cleverer.

    Spieler des Spiels: Omar Marmoush (SV Wehen Wiesbaden). In einem Spiel, in dem die meisten Akteure den Überblick verloren, war er der Meister des Chaos. Mit zwei Toren und drei Vorlagen war er an fünf von sieben Treffern direkt beteiligt und der Garant für diesen denkwürdigen Sieg. Eine Fabelleistung, die die Note 10,0 mehr als rechtfertigt.