Hermann Rieger

  • Wahrscheinlich werdet Ihr ihn (fast) alle kennen. Hermann Rieger, der Masseur des HSV. Er hat einen eigenen Fanclub, und die Fans im Stadion feiern ihn öfter als jeden Spieler und das Maskottchen des HSV ist nach ihm benannt. Leider hört er nach dieser Saison auf... Gesundheitliche Dinge sowie sein Alter zwingen ihn zum Aufhören. Für den HSV ist das verdammt bitter und obwohl ich ihn natürlich nicht persönlich kenne (obwohl er mir in irgendeinem Stadion nach meinem "Hermann" Ruf zugewunken hat) bin auch ich verdammt traurig, dass am Samstag sein letztes Spiel für den HSV ist.



    Einen schönen Artikel über Hermann fand ich beim täglichen stöbern im Hamburger Blätterwald im "Hamburger Abendblatt"


    HSV-Hermann - ein Idol wie Uwe Seeler
    Abschied: Er wurde zur Kultfigur im deutschen Fußball, obwohl er nie ein Tor erzielte. Nach 26 Jahren als Masseur verlässt Hermann Rieger den HSV. Sonnabend werden ihn Zehntausende feiern - ein vorletztes Mal.


    Von Alexander Laux, Dieter Matz


    Hamburg - Der Mann ist beliebt. Wobei das Wort maßlos untertrieben ist. Der Mann wird geliebt. Seine Fans tragen ihn auf Händen. Ihren Hermann Rieger, den Masseur des HSV. 63 Jahre jung ist "Hermann the german", und er hat niemals für den HSV ein Tor geschossen oder eines verhindert. Dennoch ist seine Popularität ungeheuerlich, vergleichbar mit der eines Uwe Seeler. "Außer Hermann Rieger können alle gehen", skandierten die Fans seit Jahren, wenn es mit dem HSV mal wieder bergab ging. Nun geht Rieger. Am Sonnabend hat er seinen letzten Arbeitstag, beim Spiel gegen Frankfurt in der AOL-Arena.


    Ein Bayer in Hamburg. Diese nicht alltägliche Liebe begann im Jahre 1978. Hermann Rieger fuhr am 1. Juli, einem Sonnabend, mit seinem uralten rostigen VW-Käfer von Mittenwald (bei Garmisch-Partenkirchen) nach Hamburg. Stunde um Stunde. Um 15 Uhr sollte sein erster Arbeitstag als HSV-Masseur beginnen, bei einem Schau-Training am altehrwürdigen Sportplatz Rotherbaum. Mit Mühe erreichte Rieger rechtzeitig sein Ziel, abgekämpft ging er in seine enge Kabine. Kaum einer nahm von ihm Notiz, auch der neue Trainer nicht. Branko Zebec stellte sich niemandem vor. Er leitete das Training. Und Hermann Rieger hockte am Spielfeldrand auf seinem Medizinkoffer und - wartete ab.


    Nach dem Training saß die Mannschaft in der Kabine. Die Tür ging auf, ein Fan trat ein, in seinen Händen ein Papptablett mit 20 Bratwürsten. "Ich hatte seit meiner Abfahrt nichts gegessen. Ich roch die Würste, und ich hoffte nur eines: dass eine für mich übrig bleibt", erinnert sich Rieger. Der Tagtraum platzte schnell. Urplötzlich stand Trainer Zebec im Raum und schlug ohne Vorwarnung unter das Papptablett. Die Würstchen flogen durch die Kabine. Kevin Keegan ließ vor Schreck seine Cola-Dose fallen. Zebec tobte. Er setzte den Fan vor die Tür. Dann erst stellte sich der neue HSV-Coach vor und befahl in seiner barschen Art, dass sich so etwas nie wiederholen dürfe.


    Schließlich ging Zebec auf Neuling Rieger zu: "Wie ist dein Spitzname?" Der Masseur antwortete: "Hermann the german." Zebec: "Gut, Hermann, du hast in Zukunft dafür zu sorgen, dass hier kein Fan in die Kabine kommt, dass es keine Würstchen und keine Cola gibt. Ist das klar?" Klar. Auch wenn sich Rieger nach diesem Auftakt fragte: "Wo bin ich denn hier gelandet?" Es war der Beginn einer großen Leidenschaft.


    3000 Mark brutto verdiente Rieger anfangs im Monat. Ein Jahr wollte er sich Hamburg antun, dann sollte Schluss sein. Es wurden 26 Jahre. Kein Masseur im Weltsport wurde jemals so zur Kultfigur wie Hermann. Da sein Geldbeutel schmal war, kauften ihm die Spieler einen 190er-Mercedes, damit er nicht mehr zu spät kam, wenn der VW mal wieder streikte.


    Heute hat Rieger einen eigenen Fan-Club (Hermanns treue Riege), er hat Autogrammkarten, nach ihm wurde das Vereins-Maskottchen ("Hermann") benannt, er bekommt am 31. August sein Abschiedsspiel - mit den Altstars Keegan, Letchkov, Hrubesch & Co. Am Sonnabend erscheint ein Kinderbuch inklusive einer Musik-CD: Hermann (Rieger) trifft Hermann (Dino). Im Refrain heißt es: "Hermann, deine Berge, die hast du eingetauscht, gegen Hamburg deine Perle und den HSV."


    Nicht nur in Hamburg wird gerätselt, warum ein Fußballmasseur so beliebt sein kann. "Vielleicht deshalb, weil ich so lange da bin", versucht Rieger eine Antwort, "vielleicht wissen die Leute, dass ich mit dem Herzen beim HSV bin, dass ich Tag und Nacht für die Spieler da bin, dass ich die Stadt auch liebe. Gott hat mich dahin geführt, wo ich heute bin."


    Ernst Happel war für ihn der größte Trainer aller Zeiten, auch Branko Zebec verehrt er bis heute. Rieger über den Trainer, der an seinem Alkoholismus beim HSV gescheitert ist: "Der Branko war betrunken besser als viele nüchterne Trainer . . ." Er hat sie kommen und gehen sehen. Auch viele, viele Spieler. Die von 1983, die den Europapokal für den HSV gewannen, trägt er in seinem Herzen: "Mit den meisten bin ich noch heute befreundet. Horst Hrubesch, Felix Magath, Wolfgang Rolff - alles feine Menschen." Und auch einige verrückte. Rieger hat seine eigene Rangliste, welche Typen besonders auffallend waren: "Drei Dänen sind ganz vorne. Thomas Gravesen, der durch keinen zu toppen ist, dann John ,Faxe' Jensen und Stig Töfting. Einmalige Kerle, herrlich verrückt."


    Er hat sie alle geknetet. Auch Manfred Kaltz, der Rieger einst anlässlich eines B-Länderspiels in Augsburg für den HSV entdeckte. "Hermann war immer gut drauf und für die Spieler da, ob morgens, abends oder am Wochenende", sagt Kaltz lobend.


    Natürlich lief es auch im Leben des Kult-Masseurs nicht immer rund. Die schlimme Verletzung von Ditmar Jakobs, der im Herbst 1989 an einem Karabinerhaken des Tores hängen geblieben war und deshalb seine Karriere aufgeben musste, bezeichnet Rieger als einen seiner schlimmsten Tage beim HSV. Und im November 1998 verletzte er sich selber schwer. Im Spiel gegen Mönchengladbach sprintete er aufs Feld, rutschte aus und legte sich lang auf den Rasen: Muskelfaserriss. Er hatte irrsinnige Schmerzen und musste ins Krankenhaus. Aber als er an den Borussen-Fans vorbeihumpelte, lachte er schon wieder. Sie sangen schadenfroh: "Du kannst nach Hause geh'n, du kannst nach Hause geh'n."


    Jetzt geht er tatsächlich. Dabei war er nicht nur Masseur, er war auch Freund der Spieler, Ratgeber und Beichtvater. Bis heute. Auch wenn er mit der jetzigen Generation nicht immer übereinstimmt: "Beim Geben und Nehmen stimmt das Verhältnis schon lange nicht mehr. Und heute geht es im Mannschaftsbus zu wie bei einem Orgelkonzert: Jeder Spieler hat ein Handy, alle haben ein Laptop, ihr eigenes Kino. Darunter leidet die Konzentration."


    Einen Mangel an Disziplin hat er unter den Jungen ausgemacht, er vermisst oftmals ihren Respekt und Härte gegen sich selbst. Rieger ist anderes gewohnt. Selbst im Winter läuft er im T-Shirt in die Arenen ein. Warum er nie friert? "Ich bin so erzogen worden. Bei uns gab es keinen Anorak, nur eine Schafwolljacke."


    26 lange Jahre diente Rieger dem HSV - harte körperliche Arbeit. Nun wird er "das Leben neu lernen müssen". Das wird nicht einfach. Er habe Angst, alt zu werden, wenn die Jungen nicht mehr um ihn herum sind, gesteht er. Aber gesundheitliche Probleme zwingen ihn zum Aufhören. Schon bald steht eine Prostata-Operation an.


    Der HSV ohne Hermann Rieger, er wird ärmer sein.

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