Frank Götze EXKLUSIV



  • NewsMag: Ja, Herr Götze, es steht nun für Sie ein schweres Spiel gegen Holstein Kiel an. Im Vorfeld haben wir ein Ihnen sicher bekanntes Interview mit Georg Weingarten, dem Trainer Ihres Nachbarn 1. FC Köln geführt. Er sagte unter anderem, Altbier mache dumm, Düsseldorf werde niemals das Flair von der Weltstadt Kölle haben, Virgil Breetveld sei schon immer ein Quacksalber gewesen, und Sie hätten verdammt glitschige Fingernägel mit angezogener Handbremse! Wie reagieren Sie auf solche Äußerungen?

    Götze: Erstmal ein herzliches "Hallo" an alle Leser Ihres hervorragenden Blatts, das ich persönlich, was ich sagen darf ohne gegen die Sponsorverträge meines Vereins zu verstoßen, für das mit Abstand kompetenteste der gesamten Fußballszene halte.
    Was die angeblichen Aussagen meines hoch geschätzten Kollegen Georg Weingarten betrifft, so bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um ein Missverständnis handeln muss und brauche daher wohl nicht im Einzelnen auf diese Äußerungen einzugehen.
    Die sportliche Wahrheit zwischen Düsseldorf und Köln wird sich nächste Saison in unseren Ligaspielen zeigen, und persönlich verstehe ich mich mit dem Trainer des kleinen Kölner Vereins bestens.

    NewsMag: Sie erwägen aufzusteigen?

    Götze: Entschuldigen Sie bitte, wenn ich nebenher ein wenig esse, ABER wie Sie ja wissen wird im direkten Anschluss an das Interview das Ligaspiel gegen unsere werten Gäste aus Berlin ausgetragen, das für beide Mannschaften so ziemlich als das wichtigste der Hinrunde eingestuft wird (Endergebnis 2:0 für Union Berlin, d.Red.) Um auf Ihre Frage einzugehen, die sich im Falle einer professionellen Recherche kaum ergeben hätte, kann ich nur auf den zu Beginn der letzten Saison präsentierten langfristigen Plan der Fortuna verweisen, in dem deutlich die wirtschaftliche Konsolidierung im Vordergrund steht, bevor wir an sportliche Aufstiege denken können.
    Das Projekt "Fortuna 2069" wird bis zum Zieldatum die VDFB-Meisterschaft beinhalten. Das ist den Fans versprochen und so wird es kommen.

    NewsMag: Sie glauben also an den Abstieg des FC aus der zweiten Bundesliga und freuen sich auf das Spiel gegen Ihren Nachbarn. Was meinen Sie überwiegt da bei den Fans? Die Freude über dieses Derby oder der Ekel vor der Auswärtsfahrt?

    Götze: Ich sehe Ihre Unerfahrenheit aufgrund des geringen Alters und der räumlichen Distanz zum Rheinland nach und möchte Sie gerne ein wenig in unsere Kultur einführen.
    Also der Rheinländer an sich ist über die Maßen tolerant. Die mittelalterliche Fehde zwischen Kölnern und Düsseldorfern wird zwar noch liebevoll gepflegt, hält sich ABER heutzutage in Grenzen des konkurrierenden Miteinanders.
    Ansonsten hätte Düsseldorf sich nicht gemeinsam mit Köln für die Olympiade bewerben oder ich den Vereinswechsel von Fortuna Köln über Chemnitz zu Fortuna Düsseldorf ohne gesundheitliche Folgen durchführen können.
    Wir, und da spreche ich für den Verein ebenso wie für die Anhängerschaft, freuen uns sehr auf die Punkte aus den Spielen gegen den FC und zum Trost werden wir auch mit den Kölner Fans das ein oder andere Reissdorf trinken. Nur zur Info: Inzwischen gibt es sogar Telefonleitungen zwischen Köln und Düsseldorf und auch die Autobahn ist ohne den alten Todesstreifen viel besser zu nutzen.

    NewsMag: Kommen wir zum eigentlichen Anlass dieses Interviews, Ihr Spiel gegen Holstein Kiel. Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an Kiel denken - abgesehen von Lübecker Marzipan?

    Götze: Naja, ich bin in meinem Leben bereits zweimal zur Kieler Woche eingeladen und zweimal wieder ausgeladen worden.

    NewsMag: Wie kam es zu den Ausladungen und vor allem zu den Einladungen?

    Götze: Ich weiß nicht, ob es die Leser sonderlich interessiert und daher werde ich mich kurz halten.
    Das erste Mal lud mich ein Bekannter ein, der dann leider auf mysteriöse Weise verschwand und von dem ich nie wieder etwas hörte.
    Das zweite Mal lud mich die Partnerin eines guten Freundes ein, doch leider (zumindest leider für mich) ging die Beziehung vor der Kieler Woche zu Bruch. Aller guter Dinge sind drei und wenn ich ehrlich bin, interessierte mich diese Veranstaltung nicht sonderlich, bis mir mein Lebensweg diesen seltsamen Zufall vor die Füße warf. Jetzt muss ich mir Schiffe, Wind und Wasser wohl doch unbedingt mal ansehen. Ich warte auf den nächsten Kieler, den ich kennen lerne.
    Es gibt ja zwei Theorien: Die erste ist, dass die Kieler ihre Kieler Woche nur immer so hoch loben, weil sie sonst nichts haben. Selbst ihr Fußballverein trägt den Spitznamen "Mainz der RL Nord" und die zweite Theorie besagt, dass es die Kieler Woche so wenig gibt, wie es das Mittelalter gab, doch das würde nun sicherlich zu weit führen.

    NewsMag: In der Tat, allerdings haben viele unserer Leser auch die Historische Zeitschrift aus dem gleichen Verlagshaus abonniert. Sollten Sie Interesse an einem Aufsatz über die Phantomzeittheorie haben, könnte ich Ihnen dort ein paar Kontakte vermitteln.

    Götze: Danke, doch lassen wir Geschichte Geschichte sein!

    NewsMag: Genau, denn es geht um Fußball. Wie kürzlich bekannt wurde, muss sich der Kieler Trainer David Scheidl einer Operation an den Mandeln unterziehen. Das Spiel wird daher um einige Wochen verschoben. Vorteil oder Nachteil für Sie, Herr Götze?

    Götze: Ich denke, das dürfte von der Länge der Abwesenheit abhängen. Eine kreative Pause von einer Woche kann einer sportlich so potenten Mannschaft wie Kiel sogar noch einen Schub versetzen, da die Spieler dann wieder richtig heiß auf ein Spiel sind. Sollte der Aufenthalt jedoch länger dauern, könnte darunter die Kondition der Spieler ein wenig leiden, ABER da wir Düsseldorfer ein sportliches Ergebnis möchten, werden wir erst nach Kiel reisen, wenn das Team wieder in Topform ist.
    An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, David alles Gute für die OP im Namen der kompletten Mannschaft und des ganzen Vereins zu wünschen.
    Ist man ehrlich, haben wir in Kiel maximal Außenseiterchancen. Wir streben danach, mit den Punkten aus dem Heimspiel Kiel auch nächste Saison zur erneuten Einkehr in unser Stadion zu bewegen.

    NewsMag: Bestechung ist also in Düsseldorf nicht wie andernorts ein Tabuthema?

    Götze: Bei uns gibt es keine Tabuthemen, ABER anscheinend liegt ein Missverständnis vor, da ich lediglich zum Ausdruck brachte, dass wir in der laufenden Saison wie in der abgelaufenen Saison mindesten 2 Punkte den Kielern stehlen und damit ihren Aufstieg wieder vermasseln werden. Das Image der "Mainzer der RL Nord" muss ja noch ein wenig aufpoliert werden.

    NewsMag: Ja ja, bis einer weint. Finden Sie es nicht gemein, die Kieler auf diese Art und Weise zu hänseln?

    Götze: Das hat in keinster Weise etwas mit hänseln zu tun. Die Präsidien der beiden Vereine stehen in engem, geschäftlichen Kontakt, und auch privat verstehe ich mich mit David Scheidl sehr gut. Wenn wir auf einen Verbleib unserer Nordfreunde in der Liga hoffen, dann einzig und allein aus dem Grund, dass wir ihre Anwesenheit hier genießen und nicht missen mögen. Kiel tut der RL Nord sehr gut und soll deswegen hier bleiben. Wenn es den Anhängern wenigern Schmerzen bereitet, können die Kieler meinetwegen auch Fünfte oder so werden.

    NewsMag: Sie möchten also nicht, dass Kiel aufsteigt. Wer steigt denn dann auf?

    Götze: Das lässt sich meiner Ansicht nach zu diesem frühen Zeitpunkt nur schwer sagen und da mir die Fähigkeiten der Auguren leider meist versagt sind und ich daher aus dem Schwalbenflug maximal das morgige Wetter prophezeien kann, lasse ich mich zu keiner anderen Aussage hinreißen, als dass Schalke wohl der Aufstiegsaspirant Nummer eins ist.

    NewsMag: Ihr eigener Saisonstart war von der Punktausbeute her für Sie sicher absolut zufriedenstellend. Dennoch, hätten Sie nicht mit einem klaren Sieg gegen Wattenscheid und stattdessen mit nur einem Punkt gegen Gladbach gerechnet?

    Götze: Entschieden "Ja". Nach dem ersten Spiel gegen Simons Jungs waren einige im Verein euphorisch, doch warnte ich direkt auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben, denn der klare Sieg entsprang eindeutig der Gladbacher Schwäche statt einer Düsseldorfer Stärke, was die beiden darauf folgenden Spiele wohl auch verdeutlichten.
    Gegen Wattenscheid war ich mit der Leistung meines Teams auch zufrieden, allein der Abschluss bekümmerte mich mit fortlaufender Spielzeit immer mehr, ABER wenn man zweimal den Pfosten trifft und diverse Male aus unterschiedlichsten Gründen scheitert, dann muss man das Spiel abhaken und an das nächste denken. Düsseldorf versuchte alles bis zur letzten Minute. Das haben auch die Fans gemerkt. Gegen Wattenscheid sollte es nicht sein.
    Das erste Mal unzufrieden diese Saison musste ich leider mit der Leistung nach dem 2:0 gegen Verl sein, da mit einem Mal die klare Überlegenheit verschwand. Das anstehende Spiel gegen Union Berlin (2:0 für Berlin, d.Red.) wird absolut wegweisend. Saisonziel bleibt ein einstelliger Tabellenplatz.
    Gegen Kiel werden wir vielleicht die ein oder andere Neuerung bringen, unser eingespieltes System jedoch auf keinen Fall aufgeben. Gespielt wird wie immer "Alles oder Nichts".

    NewsMag: Halten Sie es für einen Störfaktor, dass kurz vor dem wichtigen Spiel gegen Union Berlin (2:0 für Berlin, d.Red.) und möglicherweise auch noch während der Vorbereitung auf Ihr Spiel gegen Uerdingen das ganze Umfeld als einziges Thema bereits nur noch das Spiel in Kiel kennt?

    Götze: Es ist sicherlich nicht unproblematisch, da mein Team, das mit dem Durchschnittsalter von 25 Jahren eines der Jüngsten der Liga ist, dieses Spiel so lange "mit sich rumschleppen" muss, allerdings ist der Stellenwert des Spiels gegen Berlin (2:0 für Berlin, d.Red.) deutlich höher, so dass zur Zeit niemand in der Mannschaft (zur Zeit dieses Interviews) an den kommenden Spieltag denkt.
    Gegen Uerdingen handelt es sich um ein Lokalderby, ABER mal im Ernst:
    Wer Rhenania trinkt kriegt keine Punkte aus Düsseldorf!
    Der Spielplan hat uns leider die Höhepunkte an den Anfang gelegt, wobei es diese Saison wohl mehr Höhepunkte denn je gibt. So ein junges Team kann nicht eine komplette Saison die Spannung hoch halten, so dass wir diese Saison als "Lehrstunde" abhaken und das Beste draus machen müssen.

    NewsMag: Warum werden Sie in Kiel nicht verlieren?

    Götze: Wer sagt das?

    NewsMag: Na, Sie fahren doch nicht zum Verlieren dorthin. Da könnten Sie ja gleich ganz zu Hause bleiben.

    Götze: Da bin ich von ihnen nun ein wenig enttäuscht. Also natürlich fahren wir nach Kiel um Punkte zu holen, ABER wenn wir eine Chance haben nicht zu verlieren, dann nur weil uns Kiel unterschätzt. David Scheidl leistet dort seit Jahren bemerkenswerte Arbeit und hat aus geringem Potential ein großes, ambitioniertes Team geformt. Davon sind wir noch weit entfernt. Was ABER auf jeden Fall unser Ziel ist, weil es auch in der Satzung unseres Vereins steht, ist eine möglichst gute Leistung abzuliefern, ein ansehnliches Spiel zu bieten, zu kämpfen bis zum Umfallen, Spaß den Zuschauern, den Spielern, sogar dem Gegner und dem Schiri zu vermitteln und die Welt einfach ein Stückchen attraktiver zu machen. Seit jeher ist mein Credo:
    Lieber schön verlieren als unschön gewinnen!

    NewsMag: Meinen Sie, dass man 2069 nur mit schönem Fußball Deutscher Meister werden kann? Wird man dann nicht mehr auch die weniger schönen Spiele gewinnen müssen?

    Götze: Wir planen im Gegensatz zu den meisten Teams sehr langfristig und die Früchte werden wir zu gegebener Zeit ernten, da bin ich zuversichtlich. Wenn ich dann nicht mehr Trainer bin, wird ein Anderer nach unseren Grundsätzen verfahren und siegen.

    NewsMag: Dann danke ich Ihnen für das umfang- und aufschlussreiche Interview. Gibt es noch eine Weisheit, die Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

    Götze: Ich danke ihnen!
    Weisheiten sind nicht mein Metier! Da sollen sich die schlauen Köpfe drum kümmern.

    NewsMag: Vielen Dank und alles Gute!

    Götze: Ebenso

    NewsMag: Danke.

    Götze: Bitte.

    NewsMag: Tschüss.

    Götze: Auf Wiedersehen.

    NewsMag: Alles klar.

    Götze: Ja.

    NewsMag: Dann is ja gut.

    Götze: Eben.