1. FC Nürnberg (1) : (2) FSV Frankfurt (7.700 Zuschauer)


  • Merlinger (Danny Merl)
    (Martin G.) Maginho

    3. BuLi - 14. Saison - 24. Spieltag

    Gilberto (1)
    (1) Schlaudraff
    (1) Streller
    Zuschauer: 7.700

    S P I E L B E R I C H T

    26.06.2012


    3:0-Sieg gegen Cottbus

    Schlaudraff sorgt für Überraschung

    Sekunden vor dem Anpfiff überzeugte der Sechser Jan Schlaudraff (28 Jahre) seinen Trainer davon, ihn heute gegen Cottbus im Sturm aufzustellen und versprach seinerseits einen zweifachen Torerfolg. Maginho vertraute ihm und Schlaudraff zahlte dies mit einem Tor und zwei Vorlagen zurück.

    FRANKFURT-BORNHEIM - Auch wenn diese Behauptung spekulativ ist: Die kurzfristige Umstellung vom altbekannten 4-2-3-1 auf die offensivere Variante 4-1-2-1-2 dürfte den Gästetrainer Alejandro ebenso überrascht haben wie den Anhang des FSV Frankfurt, denn die Systemänderung wurde erst kurz vor Anpfiff beschlossen. Dennoch brauchte der FSV eine ganze Weile, um den Überraschungseffekt nutzen zu können.


    Seit gefühlten Äonen mit Defensivaufgaben belastet, heute offensiv omnipräsent: Jan Schlaudraff war mutig genug, einen Positionswechsel zu fordern.

    Schwache Anfangsphase - Defensiv dennoch so stark wie selten

    Im Stadion am Bornheimer Hang sollte Samil Cinaz (Note 7,40) also auf sich allein gestellt sein und als Motor für das Defensiv- und Offensivspiel des FSV Frankfurt dienen. Da Maginho kein Interesse hatte, Marco Streller oder Rade Prica anderswo zu positionieren, war die logische Schlussfolgerung ein Systemwechsel. Nach dem vor allem in der zweiten Hälfte enttäuschenden Auftritt in Mannheim probierte der Tabellenführer es heute demnach mit einer offensiven Variante - vielleicht mit dem Vorsatz, sich den Frust über die geplatzte Riesenserie von 21 Spielen ohne Niederlage ordentlich von der Seele zu schießen.

    Dennoch begann das Spiel äußerst pomadig. In der ersten halben Stunde hatten die Gäste viel Ballbesitz ohne echten Raumgewinn, denn der FSV hat in den letzten 2 Tagen das Tackling trainiert und diese Trainingseinheiten trugen schon heute reife Früchte. Abgesehen von einem Schuss durch Daniel Adlung aus 16 Metern, welcher gut zwei Meter links am Tor vorbeiging, kam der FCE nicht zum Abschluss. Der FSV hatte jedoch große Schwierigkeiten, sein Spiel aufzuziehen, da vor allem die Abstimmung zwischen den beiden Sturmspitzen und den Flügelspielern Porcello und Krebs in der ersten Halbzeit überhaupt nicht stimmte. So waren Streller, Prica und Schlaudraff weitestgehend auf sich allein gestellt und immer in Unterzahl gegen 6 Defensivspieler auf Seiten von Energie.

    Nachdem 35 Minuten lang große Chancen für den FSV ungefähr so gut zu sehen waren wie der Neptun, fauchte Maginho seine Stürmer an: "Schießt doch mal aufs Tor!" Postwendend fasste sich Rade Prica, der durch Streller freistehend angespielt wird, ein Herz und hämmerte mit seinem Schuss 90 in Richtung Sebastian Mielitz. Dieser konnte den wuchtigen Ball nur abprallen lassen, woraufhin Jan Schlaudraff das Kopfballduell gegen Maik Franz gewinnt, den Schlussmann der Gäste erneut herausfordert und dessen wiederholter Abpraller von Prica im Stile eines Instinktfußballers maßgerecht abgestaubt wird. 1:0 in der 38. Minute, Rade Prica

    Kaum, dass das Spiel wieder angepfiffen wurde, rappelte es erneut; Jan Schlaudraff erobert den Ball, schießt, wohlgemerkt von 3 Gegenspielern bedrängt, aus 20 Metern per Vollspann und versenkt den Ball im unteren Eck. Ein schneller Doppelpack für den FSV, welcher der Moral der Gäste sicherlich nicht allzu behilflich war. 2:0 in der 40. Minute, Jan Schlaudraff

    Mit 2:0 ging es dann auch in die Kabinen. Wenngleich das Spiel lange Zeit so tote Hose war wie Campino, so entschädigte das Halbzeitergebnis für die mäßige Fußballkost.

    In der zweiten Halbzeit spielte dann fast nur der FSV. Vereinzelte Vorstöße der Cottbuser wurden häufig durch die Fahne des Schiedsrichterassistenten unterbunden, ansonsten waren Adlung und Obinna mit der heutigen Abwehrstärke des Gastgebers merklich überfordert. Bezeichnend dafür der Umstand, dass der zweite und letzte Torschuss der Partie durch den Gast in der 90. Minute abgegeben wurde und in persona Obinna über das Tor ging.

    Als sich gute 20 Minuten vor dem Ende abzeichnete, dass dem Tabellenneunten heute nicht mehr die überraschende Wendung gelingen sollte, ergaben sich für den FSV Frankfurt neue Möglichkeiten, die jedoch, das sei angemerkt, vom ebenfalls weitestgehend ansehnlichen Zweikampfverhalten der Brandenburger häufig vereitelt wurden. In der 74. Minute jedoch kam es zum Treffer, der den Endstand besiegeln sollte: Jan Schlaudraff spielt Marco Streller an, der daraufhin robust genug ist, um sich von Jan Kirchhoff nicht wegdrängen zu lassen und dem herausgelaufenen Sebastian Mielitz keine Abwehrchance aus gut 11 Metern lässt. 3:0 in der 74. Minute, Rade Prica


    Der Matchwinner: Er versprach dem Trainer einen Doppelpack, aber ein Tor und zwei Vorlagen werden Maginho wohl kaum verärgert haben. Jan Schlaudraff

    Das 3:0 ist für den FSV Frankfurt genau das Ergebnis, das der Tabellenführer gebraucht hat, um auch ja nicht den Eindruck zu erwecken, dass sich der Aufsteiger aus der Regionalliga in einer sportlichen Krise befände, nachdem Waldhof Mannheim es wider Erwarten vieler Trainerkollegen vollbracht hat, dem lange ungeschlagenen FSV Frankfurt 3 Punkte abzuknöpfen.

    Ob das Spiel mit Jan Schlaudraff als zweiter Stürmer neben Marco Streller eine Zukunft hat, ist bisher noch nicht geklärt. Die Chancen stehen vermutlich bei 50:50.

    Die Trainerstimmen:

    Maginho: "Für heute war der Systemwechsel sicherlich gut, ich denke, dass wir diese zusätzliche Anspielstation im Offensivspiel gebraucht haben, nachdem gegen Mannheim in der zweiten Hälfte überhaupt kein Torschuss mehr zustande kam. Ich freue mich für Jan, dass er mein Vertrauen zurückgezahlt hat und ich werde mir Gedanken über die zukünftigen Spiele machen. Ich danke Alejandro für ein Spiel, das er aufgrund höherer Mächte *hustea* wohl nicht hätte gewinnen können."
  • "Defensiv war das ganz große Klasse und nach vorne hatten wir nur wenige Chancen, die aber waren hochkarätig. Gegen den wohl besten Trainer in dieser Liga haben wir kurz am Punkt geschnuppert, aber am Ende doch verdient verloren. GW zum Aufstieg und nächstes Jahr zieh ich nach, versprochen."