Vorschau: Bundesliga 2013/14 - Eintracht Frankfurt

  • Eine Woche noch bis die Sommerpause endet und der Transfermarkt die heiße Phase der Saisonvorbereitung einläutet. Zeit um einen ersten Blick auf die Teams der ersten Bundesliga zu werfen. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen soll hier jeder der 18 Erstligisten unter die Lupe genommen werden.

    Bisherige Analysen:

     Eintracht Frankfurt

    Die bisherige Geschichte

    In allen bisherigen 15 absolvierten Saisons war die "Launische Diva" vom Main Teil des Virtuellen Deutschen Fußball Bundes und nur eine einzige Saison davon spielte die Eintracht nicht in der Eliteliga. Nach einer desaströsen achten Saison mit nur 13 Punkten musste man den Gang in die Zweitklassigkeit antreten, doch der direkte Wiederaufstieg gelang als Meister der 2.Bundesliga - bis heute der einzige "Titel" den die Frankfurter gewinnen konnten.

    Lange Zeit war Eintracht Frankfurt gleichbedeutend mit einem Mann: Alexander 'Sanik' K. Fast neun Jahre lang lenkte der heute 35jährige Darmstädter die Geschicke des Clubs, neben dem direkten Wiederaufstieg waren die beiden dritten Plätze in der ersten und dritten Saison dabei die erfolgreichsten unter seiner Leitung. Mit einem Punkteschnitt von 1,58 pro Spiel erreichte er damit durchaus passable Werte. Diese Zuverlässigkeit und Planungssicherheit hätten die Frankfurter dann auch gerne nach dem Karriereende ihres Trainers gehabt, doch seit dem Weggang von 'Sanik' gab es innerhalb von fast 5 Jahren bereits neun Trainerwechsel.

    Zunächst bekam Tobias 'Murmler' L. aus Berlin die Chance, der die Eintracht in der 11. Saison auf den 7. Platz führte. Doch bereits nach einer Saison trennten sich die Wege und während 'Murmler' nicht mehr im VDFB gesehen wurde, mussten die Frankfurter sich Ersatz suchen. Mit Dominic 'ava' H. verpflichtete man den Rudi Gutendorf des VDFBs. 13 unterschiedliche Vereine tauchen auf der Liste der ehemaligen Vereine auf und bei den meisten konnte er eine überdurchschnittlich gute Bilianz vorweisen. Doch der erfolgsbessene Trainer kämpfte auch immer mit dem Anspruch noch besser sein zu müssen, setzte sich selbst unter Druck und schmiss einige male von selbst das Handtuch. So sind nur fünf beendete Saisons von ihm verzeichnet, zu letzt der zweite Platz mit Frankfurt in der 13.Saison. Auch die 14.Saison führte er lange Zeit die Frankfurter in Richtung Vizemeisterschaft, doch am Ende musste Interimstrainer Jannik Krieger die Saison zu Ende bringen, ähnliches war bereits in der ersten Saison unter 'ava' geschehen, hier sprang der heutige Ingolstädter Trainer Josef Hartl ein.

    Nach dem kurzen Auftritt von Krieger sollte H. wieder das Ruder übernehmen, war dann in der Saisonvorbeitung auch wieder bei der Eintracht, doch noch vor Saisonstart trennten sich die Wege endgültig.

    Der Trainer

    Mit Thomas 'Tweggi' W. verpflichten die Frankfurter erneut einen "Wandervogel". Doch im Gegensatz zu seinem Vorgänger waren seine Stationen von deutlich längerer Dauer. Begonnen hatte er seine Karriere am 19.04.2006 bei den Kickers aus Offenbach, deren Geschicke der heute 34jährige für immerhin acht Monate lenkte und sie auf den 11. Platz der Regionalliga Süd führte, mit einem Schnitt von 1,15 Punkten pro Spiel allerdings alles andere als überzeugend. Es folgte eine fast dreijährige Amtszeit beim Regionalligisten FC Carl-Zeiss Jena, bei dem sich 'Tweggi' durchgängig steigern konnte. Von Platz 14 in der ersten über Platz acht in der zweiten zu Platz sechs in seiner letzten Saison bei den Ostdeutschen. So standen am Ende 1,48 Punkte pro Spiel bei insgesamt 102 absolvierten Spielen im Abschlusszeugnis. Anschließend verschlug es 'Tweggi' nach Berlin. Zunächst zum BFC Dynamo, bei dem er ein Jahr tätig war und am Ende den 9.Platz in der Regionalliga Nord, bei 1,54 Punkten pro Spiel. Fünf Monate lang steuerte er nebenbei die Geschicke beim 1.FC Union Berlin in der zweiten Bundesliga, die er mit einem Schnitt von 1,63 Punkten pro Spiel in 16 Spielen auf Platz 8 führte.

    Die nächste Station war dann der SV Waldhof Mannheim in der 3.Bundesliga. Knapp zwei Jahre und zwei Monate dauerte diese Anstellung und wie zuvor konnte er sich dabei weiter verbessern. 68 Spiele lang stand der SV Waldhof unter seiner Leitung, holte dabei 1,66 Punkte pro Spiel und landete dabei auf dem 5. und 6. Platz. Dann tat sich für 'Tweggi' die Chance auf in die Eliteliga aufzusteigen. Die Stelle bei Frankfurt versprach ein konkurrenzfähiges Team und ein prall gefülltes Festgeldkonto. Doch die Erwartungen nach zwei Vizemeisterschaften waren hoch und so war die Enttäuschung groß, dass man von Anfang an nicht nach oben sondern nach unten gucken musste. Zwischendurch musste 'Tweggi' sich noch von Max 'Maxxi' O. vertreten lassen, ein Kapitel über das man in Frankfurt angesichts der erschreckenden Bilianz von zwei Punkten aus neun Spielen lieber den Mantel des Schweigens legen möchte. Doch am Ende rettete 'Tweggi' die Eintracht dann doch noch dank des besseren Torverhältniss vor dem großen Albtraum: Relegation gegen den kleinen Stadtrivalen FSV.

    Das Finanzielle


    Nach den zwei Vizemeisterschaften und einer Pokalhalbfinaleteilnahme in den Saisons 13 und 14, welches zu den Rekordgewinnen von 7,5 bzw. 10,9 Millionen € führten, brach der Umsatz um 21% von 29,3 auf 23,2 Millionen € ein. Doch vor allem eine andere Zahl treibt jedem Finanzverwalter die Tränen in die Augen: Die Saison 15 wurde mit einem absoluten Rekordverlust von 21 Millionen € abgeschlossen. Vom einst so großen Festgeld sind zwar immernoch 9,7 Millionen über und auch die Saisonprognose ist mit 3,7 Millionen € klar positiv, trotzdem schmerzt dies natürlich, vor allem wenn man bedenkt, dass die teuerste Mannschaft der Vereinsgeschichte das zweitschlechteste Bundesligaresultat ablieferte.

    Die 62.000 Zuschauer fassende Commerzbank Arena wird in dieser Saison einen leichten Zuschauerschwund zu verzeichnen haben, mit einem Schnitt von 55.706 Zuschauern und immerhin sieben ausverkauften Heimspielen kommt aber trotzdem genug Geld rein um den Kader solide zu finanzieren. Es wäre sogar noch genug vorhanden um einen weiteren Transfer zu realisieren, selbst wenn man keinen Spieler mehr abgeben sollte.

    Der Kader

    Alles überragend ist in diesem Kader natürlich Mesut Özil. Der deutsche Nationalspieler wechselte für die VDFB-Rekordablösesumme von 16,8 Millionen € zur Frankfurter Eintracht. Aber nicht nur Özil war teuer, insgesamt stecken 40,8 Millionen € an Ablöse in dem Kader. Nur die Kader von Bayern (41,9) und Dortmund (49,4) waren noch teurer, der Kader des Rekordmeisters aus Duisburg dagegen kostete nur 26,6 Millionen und der VfL Wolfsburg, der in den Gehaltskosten knapp vor Frankfurt liegt zahlte sogar nur 13,5 Millionen €.

    Im Tor der Hessen steht seit dem 07.01. des letzten Jahres Tim Wiese, der letzte Einkauf des Vorgängers von 'Tweggi'. Der Vertrag des Torhüters läuft am Ende der Saison aus, kann aber sowohl dieses als auch nächstes Jahr noch einmal verlängert werden. In wie weit man Wiese die Krise der Frankfurter ankreiden kann und ob dementsprechend Bedarf an einem Wechsel besteht ist nicht bekannt, wäre aber wohl eher unnötig.

    Im letzten Scoutbericht über die Eintracht vom 28.Spieltag (0:7 bei RW Ahlen) spielte man in einem modifizierten 4-1-2-1-2 System, dabei bildeten Sokratis und der für überraschend hohe 2,5 Millionen € verpflichtete 33jährige Vinicius die Innenverteidigung. Den Platz in der Innenverteidigung musste der nur ein Jahr ältere Kyrgiakos, einer der Eckpfeiler des doppelten Vizemeisterteams, für nur 500.000 € (an den 1.FSV Mainz 05) verlassen. Auf den Außenverteidigerpositionen liefen Madouni und interessanterweise Soto auf. Stärketechnisch ist dies die zweitschlechte Position auf dem Feld für Soto, nur als Innenverteidiger wäre er noch unpassender aufgestellt. Keine Kritik dagegen gibt es am Algerier Madouni, einer der besten Verteidiger der Liga, sowohl als IV als auch als Außenverteidiger.

    Warum aber Tzavellas, gelernter Linksverteidiger und auf dieser Position auch stärkemäßiger deutlich besser als Soto, im Mittelfeld spielt und nicht Soto, weiß wohl nur der Trainer selbst. Nach Berechnungen liegt Soto auf der Mittelfeldposition circa fünf Stärkepunkte vor Tzavellas, während dieser auf der Verteidigerposition knapp drei Punkte besser sein dürfte als Soto. Die anderen Außenposition übernahm mit Lars Stindl ein weiterer Neueinkauf von 'Tweggi' (für knapp 2,1 Millionen von der Transferleitung verpflichtet). Dieser ist tatsächlich stärker als Tzavelles, aber eben auch etwas schlechter als Soto als Mittelfeldspieler. Selbst Ersatzspieler Djakpa ist auf der Außenverteidigerposition besser geeignet als Soto.

    Mit Julian Baumgartlinger spielt ein solider Spieler auf der Sechs, der bereits seit Anfang 2012 im Verein ist. Auf der Zehn natürlich dann mit Mesut Özil der wohl aktuell stärkste Spieler überhaupt im VDFB, der die beiden Sturmspitzen Mario Gomez und Demba Ba mit kreativen Zuspielen versorgen soll. Gomez ragt dabei deutlich über seinen Sturmkollegen hinaus, auch wenn sich das in der letzten Saison mit 22 zu 18 Toren nicht wirklich abzeichnen lies.

    Wenn man bei Frankfurt am Kader was machen will, dann wäre es wohl entweder die Lösung der Soto/Tzavellas Problematik durch die Verpflichtung eines anderen links Verteidigers, so dass Soto ins Mittelfeld rückt oder eben die Verpflichtung eines weiteren Stürmers für Demba Ba.

    Ausblick

    Die erfolgreichen Zeiten mit zwei Vizemeisterschaften in Folge sind endgültig vorbei, unter Thomas W. bleibt Frankfurt kein Kandidat für die obere Tabellenhälfte. Die ersten Ergebnisse aus Vorbereitungsspielen bzw. -turnieren liesen aufhorchen, doch das alleine wird nicht reichen. Mein Tipp: Am Ende verbessert sich Frankfurt leicht auf Platz 13.

    Wenn ich so sehe, welchen Zirkus ein Stefan Effenberg oder Mario Basler um die eigene Person veranstaltet, wird mir schwindlig. Früher hätten wir die im Training ein paar Mal richtig weggegrätscht - dann wäre Ruhe gewesen!
    Bernard Dietz

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