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Dembélé (1) Osimhen (3) Marmoush (2) | (2) Honorat (1) Dennis (2) Lewandowski | |||
SVWW schießt Neuer berühmt – und gewinnt das Spektakel trotzdemDer Ball ist rund und ein Spiel hat 90 Minuten – selten passten die abgedroschensten Fußballphrasen besser als bei diesem irren Rückrundenauftakt in der BRITA-Arena. Der SV Wehen Wiesbaden feierte am Ende einen 6:5 (3:3)-Sieg gegen einen SSV Jahn Regensburg, der die Gesetze der Logik und der Wahrscheinlichkeit mit Füßen trat. Während die Hessen ein Offensivfeuerwerk abbrannten und einen gewissen Manuel Neuer im Jahn-Tor quasi im Alleingang zur Weltkarriere schossen, konterten die Gäste mit einer Effizienz, die man sonst nur aus Mythen und Sagen kennt – und standen am Ende doch mit leeren Händen da. Verdient, versteht sich. Von der ersten Minute an spielte nur eine Mannschaft: der SVWW. Angriff auf Angriff rollte auf das Gehäuse der Gäste, doch immer wieder stand er im Weg: Manuel Neuer. Ob mit den Fäusten, den Füßen oder dem kleinen Finger – der Jahn-Schlussmann parierte alles, was auf seinen Kasten flog, und ließ die Wiesbadener Angreifer reihenweise verzweifeln. Und Regensburg? Die verlegten sich aufs Kontern. Und wie! Nach einem der wenigen Vorstöße fiel der Ball Emmanuel Dennis (6.) vor die Füße – 0:1. Ein Treffer aus dem Nichts, ein Stich ins Herz der Wiesbadener Bemühungen. Doch die Hausherren zeigten Moral. Angetrieben von der schieren Unverschämtheit des Rückstands, glichen sie durch Omar Marmoush (20.) aus, ehe Victor Osimhen (25.) per Foulelfmeter die längst überfällige Führung erzielte. Die Partie schien nun in den erwarteten Bahnen zu verlaufen, doch weit gefehlt. Regensburg mogelte sich durch Franck Honorat (40.) erneut zum Ausgleich. Zwar brachte Osimhen (44.) den SVWW kurz vor der Pause wieder in Front, doch mit dem Pausenpfiff schlug der personifizierte Dusel erneut zu: Robert Lewandowski (45.) traf zum 3:3-Halbzeitstand. Ein Ergebnis, das an Hohn und Spott kaum zu überbieten war. Nach dem Wechsel dasselbe Bild, nur mit einem Unterschied: Der SVWW belohnte sich endlich. Marmoush (52.) mit seinem zweiten Treffer und der quirlige Ousmane Dembélé (57.) sorgten mit einem Doppelschlag für klare Verhältnisse. Als Osimhen (72.) mit seinem zweiten verwandelten Foulelfmeter den Hattrick schnürte und auf 6:3 stellte, schien der Deckel drauf. Doch dieser Jahn wäre nicht dieser Jahn, wenn er nicht noch einmal auf die Großzügigkeit der Wiesbadener Abwehr gesetzt hätte. Lewandowski (85.) und Honorat (88.) durften mit zwei viel zu einfachen Toren noch Ergebniskosmetik betreiben, am verdienten Heimsieg änderte das aber nichts mehr. Ein Blick auf die nackten Zahlen entlarvt das knappe Ergebnis endgültig als Farce. Ein Schussverhältnis von 17:6 und vor allem die xGoals-Werte von 7,8 für Wiesbaden gegenüber mickrigen 2,3 für Regensburg sprechen eine Sprache, die deutlicher nicht sein könnte. Während der Ballbesitz (49% zu 51%) und die Passzahlen (138 zu 139) fast ausgeglichen waren, zeigte sich die Wiesbadener Überlegenheit auch in den Zweikämpfen: Der SVWW gewann acht seiner 23 Duelle, der Jahn hingegen nur drei von 25 – ein klares Indiz für die physische Präsenz der Hausherren. Spieler des Spiels: Victor Osimhen (SV Wehen Wiesbaden). Drei Tore eiskalt erzielt (zwei davon vom Punkt), eine Vorlage geliefert und die Regensburger Abwehr pausenlos terrorisiert. Er war der Mann, der dem Wiesbadener Dauerdruck den nötigen Ertrag verschaffte und sich die Note 10,0 redlich verdiente. Am Ende bleibt ein Sieg, der für die Moral Gold wert ist, aber auch die Erkenntnis, dass man selbst die drückendste Überlegenheit konsequent zu Ende spielen muss. Regensburg hingegen dürfte sich fragen, wie man mit so viel Glück nur einen Punktgewinn verpassen konnte. |
