Köpenicker Kurier

  • Union Berlin stellt André Linnebacher als Interimstrainer vor

    Union hat gehandelt: André Linnebacher (GerGuate I Xbox) übernimmt ab sofort das Traineramt beim 1. FC Union Berlin und wird die Mannschaft bis zum Saisonende betreuen. Die Entscheidung fiel in einer sportlich wie finanziell äußerst angespannten Situation.

    Im Rahmen einer ersten Pressekonferenz stellte sich Linnebacher den Fragen der Berliner Medien und sprach dabei offen über die Herausforderungen, vor denen der Verein aktuell steht. Seine Worte waren klar und direkt: „Es gehe nicht darum, große Versprechen zu machen. Es gehe darum, Verantwortung zu übernehmen."

    Sportlich unter Druck

    Die Tabelle spricht eine deutliche Sprache. Union steht derzeit auf Platz 15. Hinter dem Team lauern mit dem FC Bayern München, dem 1. FC Kaiserslautern und dem FC Augsburg drei Mannschaften, die keinesfalls als abgeschlagen gelten. Alle drei werden die Saison mit Sicherheit nicht einfach so herschenken.

    „Wir wissen genau, wo wir stehen“, erklärte Linnebacher. „Aber wir wissen auch, dass wir noch alles selbst in der Hand haben. Das ist unsere Chance.“

    Finanzielle Schieflage nicht zu übersehen

    Auch wirtschaftlich ist die Lage angespannt. Die Schulden des Vereins werden aktuell auf über 500.000 Euro geschätzt. Eine Folge jahrelanger Fehler in der Vereinsführung. Zwar wurden bereits erste Schritte eingeleitet, doch die Situation ist weit davon entfernt, gelöst zu sein.

    „Natürlich wollen wir sportlich die Klasse halten, aber das allein reicht nicht. Der Verein muss finanziell wieder atmen können. Ohne wirtschaftliche Stabilität wird hier auf Dauer nichts funktionieren“, so Linnebacher.

    Ein unausgewogener Kader

    Ein Blick auf die Mannschaft verdeutlicht, wie ernst die Lage ist. Union verfügt momentan über einen Kader von nur 19 Spielern. Dabei fehlt es an Balance und Struktur. Es gibt fünf gelernte Stürmer, aber jeweils nur einen Links- und einen Rechtsverteidiger. Auch im defensiven Mittelfeld ist mit einem einzigen Sechser viel zu wenig Tiefe vorhanden. Gleichzeitig stehen gleich vier Spieler für das rechte Mittelfeld im Kader.

    „Das ist kein Kader, der für eine lange und intensive Zweitligasaison ausgelegt ist“, stellte Linnebacher fest. „Wir werden umdenken müssen. Spieler müssen flexibel sein, manche werden auf ungewohnten Positionen spielen. Wir werden Lösungen finden, auch wenn sie unbequem sind.“

    Hertha zieht vorbei

    Hinzu kommt die verlorene Partie gegen Hertha BSC in dieser Saison. In der Stadt ist die Rollenverteilung im Moment eindeutig. Hertha ist sportlich, finanziell und strukturell klar voraus.

    „Union ist aktuell nicht die Nummer eins in Berlin. Das müssen wir ehrlich sagen. Aber das kann sich wieder ändern. Es wird nicht morgen passieren, aber mit harter Arbeit und klarer Ausrichtung können wir diesen Abstand nach und nach verkleinern“, so der neue Trainer.

    Fokus auf das Wesentliche

    Für Linnebacher zählt in den kommenden Wochen vor allem eines: Klarheit. Jeder im Verein soll wissen, worum es geht und was gefragt ist. Einsatz. Disziplin. Ehrliche Arbeit. Alles andere ist zweitrangig.

    „Ich bin nicht hier, um etwas zu verwalten. Ich bin hier, weil ich helfen will. Wir müssen jetzt zusammenhalten, kämpfen und uns Stück für Stück aus dieser Lage befreien. Und wenn wir das schaffen, dann haben wir gemeinsam etwas erreicht, auf das wir stolz sein können.“

    Ausblick

    Union Berlin steckt mitten im Abstiegskampf. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Mit André Linnebacher steht nun ein Trainer an der Seitenlinie, der bereit ist, sich der Aufgabe zu stellen. Offen, mutig und mit dem Blick für das Wesentliche. Es wird nicht einfach, doch einfach war es an der Alten Försterei noch nie.

  • Ein bitterer Auftakt für den neuen Coach

    Das erste Spiel unter Interimstrainer André Linnebacher ist vorbei. Und es war ein ganz schöner Brocken. Union Berlin verliert mit 4 zu 7 beim TSV 1860 München und muss die Heimreise ohne Punkte, aber mit vielen Eindrücken antreten.

    Die Partie im Stadion an der Grünwalder Straße war vor allem eines: wild. Die Kulisse stimmungsvoll, das Wetter passend für Fußball, die Union-Fans im Auswärtsblock laut und treu wie immer. Doch das, was auf dem Platz geschah, hat alle in Rot und Weiß erst mal schlucken lassen.

    Ein Rückstand, der schnell zur Klatsche wurde

    Nach nicht einmal zehn Minuten war der Ball das erste Mal im Berliner Tor. Sarr traf für die Löwen, und es sollte nicht sein letzter Treffer bleiben. Innerhalb von nur 33 Minuten schoss 1860 sich in einen Rausch. Sarr machte drei Buden, Gözüsirin traf doppelt, dazu noch Plea mit einem sehenswerten Schuss aus der zweiten Reihe.

    Zur Pause stand es 6 zu 1 für die Gastgeber. Lediglich Coulibaly konnte kurz vor der Halbzeit für Union etwas Ergebniskosmetik betreiben. Mehr war in Durchgang eins nicht drin. Viel zu offen, viel zu unorganisiert, vor allem im Zentrum und auf den Außen.

    Die Mannschaft zeigt Moral

    Trotzdem hat man in der zweiten Hälfte gesehen, dass diese Truppe lebt. Ja, Gözüsirin legte in der 71. Minute nochmal nach und machte das siebte Tor für 1860. Aber Union ließ sich nicht hängen. Zwarts verkürzte in der 79. Minute auf 2 zu 7, ehe Coulibaly in der Schlussphase gleich zwei weitere Treffer erzielte. Der Mann des Spiels aus Berliner Sicht, ganz klar.

    Am Ende steht ein 4 zu 7, das sich komisch anfühlt. Die erste Halbzeit war eine Lehrstunde, die zweite ein kleiner Hoffnungsschimmer.

    Trainer Linnebacher: "Wir sind realistisch"

    Nach dem Spiel stellte sich der neue Coach den Fragen der Presse. „Das war brutal, keine Frage. Aber wir wussten, dass es nicht leicht wird. Ich habe trotzdem Dinge gesehen, auf denen wir aufbauen können.“

    Er sprach auch die mentale Stärke an. „Wir hätten uns hängen lassen können. Haben wir aber nicht. Das rechne ich der Mannschaft hoch an.“

    Jetzt geht es ans Eingemachte

    Was bleibt, ist ein Debüt, das wehtut, aber auch ehrlich war. Der Kader hat Schwächen, das ist kein Geheimnis. Die Fans im Auswärtsblock haben das erkannt, aber sie standen trotzdem wie eine Wand hinter ihrem Team. Das war Union pur.

    Die nächsten Spiele werden entscheidend. Erst kommt Magdeburg, direkt vor Union in der Tabelle. Danach geht es gegen Dresden und dann gegen den Tabellenführer aus Paderborn, der bislang alles gewonnen hat.

    Es wird hart. Aber niemand hier hat etwas anderes erwartet.

  • Zwischen Krisenstimmung und Kampfgeist: Trainer Linnebacher stellt sich den Fragen der Presse

    Nach dem turbulenten Start in München und vor den wegweisenden Spielen gegen Magdeburg, Dresden, Paderborn, Rostock und Kaiserslautern, stellte sich Union-Trainer André Linnebacher heute den Fragen der Presse. Im Presseraum der Alten Försterei sprach der neue Coach über seine ersten Eindrücke, die Lehren aus dem 4 zu 7 gegen 1860 München, die schwierige finanzielle Lage und den Glauben an eine Mannschaft, die sich gegen den Abstieg stemmen will.

    "Ich wurde hier sehr herzlich empfangen"

    Gleich zu Beginn machte Linnebacher deutlich, dass er mit klarem Blick an seine neue Aufgabe herangeht.

    „Klar, der Start hätte sportlich nicht härter sein können. In München sieben Gegentore zu kassieren ist heftig, das muss man nicht schönreden. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass hier viele bereit sind, zusammenzuhalten.“

    Besonders hob er die Stimmung im Verein hervor, die trotz der sportlichen Schieflage von einer gewissen inneren Stärke zeuge. „Die will ich aufnehmen und in Arbeit umwandeln.“

    Analyse statt Ausreden

    Die Niederlage gegen 1860 München war nicht nur hoch, sondern auch aufschlussreich.

    „Ich habe viele Dinge gesehen, die nicht funktionieren, aber auch ein paar, die Mut machen. Wir haben offen miteinander gesprochen. Die Jungs wissen selbst, dass das nicht reicht.“

    Mit Blick auf die zweite Halbzeit, in der Union immerhin noch drei Treffer erzielte, betonte Linnebacher: „Da war ein Lebenszeichen zu sehen. Und das nehmen wir mit.“

    Druck von zwei Seiten

    Auf die Frage nach der finanziellen Situation des Vereins, der aktuell mit über 500.000 Euro Schulden kämpft, blieb Linnebacher realistisch.

    „Das hier ist kein einfacher Job. Aber ich bin nicht hergekommen, weil es einfach ist. Ich bin hier, weil ich den Verein mit seinem Charakter schätze. Für uns heißt das: Punkte holen. Alles andere ergibt sich daraus.“

    "Wir brauchen eine klare Struktur"

    Auch der Kader wurde thematisiert. Linnebacher ließ durchblicken, dass er die bisherigen Planungen kritisch sieht.

    „Es wurde in der Vergangenheit nicht alles gut gemacht. Der Kader hat klare Lücken. Trotzdem ist hier Qualität vorhanden. Gerade in der Offensive.“

    Was es jetzt brauche, sei Struktur, eine klare Idee und das nötige Vertrauen. „Wir werden mutig spielen, aber diszipliniert.“

    Blick auf das kommende Programm

    Mit Magdeburg, Dresden, Paderborn, Rostock und Kaiserslautern stehen harte Wochen bevor.

    „Magdeburg direkt vor uns, das ist ein Spiel, wo man ein Zeichen setzen kann. Paderborn ist bislang unantastbar, aber auch da wollen wir mutig auftreten. Für uns zählt jetzt jeder Punkt.“

    "Union gehört nicht hinter Hertha"

    Natürlich kam auch das verlorene Stadtduell zur Sprache.

    „Es gibt gerade wenig, was die Fans mehr schmerzt als das. Ich verstehe das. Ich will, dass man wieder spürt, dass wir kämpfen. Nicht nur in den Duellen mit Hertha, sondern jede Woche.“

    Eine klare Botschaft an die Fans

    Am Ende richtete Linnebacher deutliche Worte an die Union-Anhänger:

    „Ich kann nicht versprechen, dass wir jedes Spiel gewinnen. Aber ich verspreche, dass wir alles geben, dass wir ehrlich auftreten und für diesen Verein arbeiten. Zusammenhalt ist kein Slogan. Es ist das Einzige, was uns retten kann.“

    Fazit

    Die Ausgangslage bleibt schwer. Doch mit Linnebacher steht nun ein Trainer an der Linie, der nichts beschönigt, aber auch nichts aufgibt. Die nächsten Spiele werden zeigen, ob Worte zu Taten werden. Eins ist sicher: Die Fans stehen bereit. Jetzt ist die Mannschaft gefragt.