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Heide1896 | deCoo | |||
Mané (1) Gruda (1) Bebou (3) | (1) Laimer (1) Zakaria (2) Simons (3) Dembélé (1) Touré (1) Osimhen (1) Marmoush | |||
15-Tore-Irrsinn an der Bremer BrückeWer an diesem Nachmittag an der Bremer Brücke war, braucht für die nächsten Jahre kein weiteres Fußballspiel mehr zu besuchen – oder muss diesen 90-minütigen Anfall kollektiven Wahnsinns erst einmal therapeutisch aufarbeiten. In einem Spiel, das mit Fußball nur am Rande zu tun hatte und eher an ein Scheibenschießen erinnerte, gewann der SV Wehen Wiesbaden bei tapferen, aber defensiv desolaten Osnabrückern mit 10:5 (3:2). Die Hessen waren stets die spielbestimmende Mannschaft, wurden aber von den Hausherren immer wieder zu Fehlern und Gegentoren eingeladen, nahmen im Gegenzug die Gastgeschenke des VfL aber noch dankbarer an. Von Beginn an war klar: Taktische Fesseln waren heute in der Kabine geblieben. Ousmane Dembélé (4.) nahm den ersten katastrophalen Fehlpass der Osnabrücker Hintermannschaft dankend an und netzte zur frühen Führung. Doch weil an diesem Tag keine Abwehrreihe einen kühlen Kopf bewahren konnte, glich Ihlas Bebou (7.) postwendend für den VfL aus. Die Partie blieb ein Fest der Fehler: Wiesbaden hatte das Zepter in der Hand, Osnabrück legte sich die Bälle aber quasi selbst rein. Dembélé (17.) bestrafte die nächste Unzulänglichkeit, bevor Victor Osimhen (26.) auf 3:1 erhöhte. Dass der VfL durch einen von Sadio Mané (31.) verwandelten Foulelfmeter noch vor der Pause herankam, passte ins Bild dieses vogelwilden Kicks. Nach dem Seitenwechsel rissen dann alle Dämme. Was sich in den zweiten 45 Minuten abspielte, war schlichtweg absurd. Xavi Simons (48.) eröffnete den Torreigen, Denis Zakaria (55.) schraubte das Ergebnis auf 5:2. Man wähnte das Spiel entschieden. Doch im direkten Gegenzug traf Brajan Gruda (56.) zum 3:5. Es folgten Minuten des totalen Chaos: Simons (61.) und Konrad Laimer (67.) stellten auf 3:7, ehe Osnabrücks Bebou (68., 70.) mit einem Doppelschlag binnen zwei Minuten und seinem dritten Treffer des Tages auf 5:7 verkürzte. Die Hoffnung des VfL währte aber nur kurz, denn Omar Marmoush (72.) stellte den alten Abstand wieder her. Den Schlusspunkt unter dieses denkwürdige Spiel setzten Dembélé (78.) mit seinem dritten Tor und El Bilal Touré (86.), der das Ergebnis zweistellig machte. Ein Blick auf die Statistik untermauert die spielerische Überlegenheit der Hessen, die sich im Ergebnis widerspiegelt, aber die defensive Anfälligkeit beider Teams nicht verschleiern kann. Bei 57% Ballbesitz, einer deutlich schnelleren Balleroberungszeit (6 Sekunden gegenüber 8 bei Osnabrück) und einem Schussverhältnis von 19:8 zugunsten der Gäste, sagen die xGoals (7,2 zu 3,6 für Wiesbaden) alles über die Qualität der Chancen aus. Besonders süffisant: Der VfL hatte mit 197 zu 155 sogar mehr Pässe auf dem Konto – eine brotlose Kunst, die von der Wiesbadener Effizienz gnadenlos bestraft wurde. Auch in den direkten Duellen zeigte sich der SVWW cleverer: Während sich der VfL in 41 Zweikämpfen aufrieb, gewannen die Hessen elf ihrer nur 27 Duelle und agierten somit deutlich überlegter. Spieler des Spiels: Xavi Simons (SV Wehen Wiesbaden). In einem Spiel ohne jede Ordnung war er der geniale Dirigent des chaotischen Orchesters. Mit zwei Toren und drei Vorlagen war der Niederländer an fünf Treffern direkt beteiligt und der mit Abstand beste Mann auf dem Platz. Eine Leistung für die Geschichtsbücher, die nur mit der Note 10,0 bewertet werden kann. |
