SV Wehen Wiesbaden – FC St. Pauli 6:2



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    Pander

    1. Liga - 33. Saison - 26. Spieltag

    Simons (3)
    Dembélé (1)
    Marmoush (2)
    (1) Pflücke
    (1) Bülter
    Zuschauer: 37.200

    S P I E L B E R I C H T

    Rote Karte und Simons' Geniestreiche kippen das Spiel: SVWW überrennt St. Pauli in Überzahl


    42 Minuten lang war es eine Demonstration der Stärke der Gäste, am Ende stand eine Demontage: Der SV Wehen Wiesbaden hat ein bereits verloren geglaubtes Spiel gegen den FC St. Pauli gedreht und die Kiezkicker nach einer vogelwilden Schlussphase der ersten Hälfte mit 6:2 (2:2) nach Hause geschickt. Eine Notbremse und ein überragender Xavi Simons waren die Dosenöffner für einen Sieg, der lange Zeit in den Sternen stand, am Ende aber auch in der Höhe in Ordnung geht.

    Die erste Halbzeit gehörte klar den Gästen vom Millerntor. Der SVWW lief der Musik nur hinterher, fand keinen Zugriff und konnte sich glücklich schätzen, dass die drückende Überlegenheit der Paulianer – belegt durch 60% Ballbesitz und deutlich mehr Pässe (185 zu 108) – zunächst nur im Führungstreffer von Patrick Pflücke (32.) mündete. Alles deutete auf einen souveränen Auswärtssieg hin, bis zur 42. Minute: Timo Becker wusste sich nur noch mit einer Notbremse zu helfen und flog folgerichtig vom Platz. Den fälligen Freistoß zirkelte Xavi Simons genial zum schmeichelhaften Ausgleich in die Maschen. Doch wer dachte, das sei die Wende, sah sich getäuscht. Nur zwei Minuten später bestrafte Marius Bülter (44.) die kollektive Unordnung der Wiesbadener und brachte die dezimierten Gäste erneut in Führung. Der psychologische Vorteil schien dahin – bis Xavi Simons mit dem Pausenpfiff doch noch der glückliche 2:2-Ausgleich gelang. Ein Nackenschlag für St. Pauli, der das Spiel endgültig kippen ließ.

    Nach dem Wechsel spielten nur noch die Hausherren. Angeführt vom nun entfesselten Simons, der direkt nach Wiederanpfiff (48.) seinen Hattrick perfekt machte und die Weichen auf Sieg stellte, nutzte der SVWW die nummerische Überlegenheit eiskalt aus. St. Pauli war gebrochen und hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Omar Marmoush (71., 73.) mit einem schnellen Doppelpack und Ousmane Dembélé (88.) schraubten das Ergebnis in eine Höhe, die den Spielverlauf der ersten 42 Minuten ad absurdum führte.

    Die Statistik entlarvt die wahre Geschichte dieses Spiels: St. Paulis gefälliges Ballgeschiebe war brotlose Kunst. Obwohl die Gäste den Ball hatten, brachten sie nur drei Schüsse zustande. Wiesbaden hingegen feuerte achtmal auf das Tor der Paulianer. Der xGoals-Wert von 2,9 zu mickrigen 0,8 für den SVWW beweist, wer die gefährlichen Aktionen kreierte. Auch die Zweikampfbilanz spricht Bände: Bei gleicher Anzahl an Duellen (23) gewann der SVWW mit elf Siegen deutlich mehr als die Gäste (sieben) und zeigte vor allem in der zweiten Halbzeit die nötige Griffigkeit.

    Spieler des Spiels: Xavi Simons (SV Wehen Wiesbaden). Was für eine Leistung! Erzielte mit dem Freistoß den wichtigen ersten Treffer, legte mit Glück den psychologisch wertvollen Ausgleich nach und sorgte mit seinem dritten Tor für die Vorentscheidung. Er war der Mann, der ein verloren geglaubtes Spiel im Alleingang drehte und sich die Note 10,0 redlich verdiente.