Interview mit Kickers Trainer Dirk Gmeiner
Newsmag: Hallo Herr Gmeiner. Schön, dass Sie sich etwas Zeit für ein Interview genommen haben.
Dirk Gmeiner: Guten Morgen Herr Weingarten, Ist doch selbstverständlich
Newsmag: Die 2. Liga boomt, wie selten zuvor! Woher glauben Sie kommt diese Entwicklung?
Dirk Gmeiner: Hmm, bestimmt nicht von der Leistung meiner Mannschaft in den letzten Wochen.
Aber ich denke, dass wir in der 2. Liga fast ausnahmslos gute, attraktive und faire Mannschafte haben. Außerdem sind auch die meisten meiner Trainerkollegen sehr ordentliche Personen, mit denen man gut auskommen kann.
Newsmag: Also lief Ihre Integration, was die 2. Liga betrifft problemlos? Sie trainieren ja schließlich die erste Saison ein VDFB Team.
Dirk Gmeiner: Ich kann mich nicht beklagen. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich mit offenen Armen empfangen wurde. Aber das ist ja auch verständlich, wenn eine Knalltüte wie ich in so eine Liga stürme.
Aber jetzt wo ich da bin, kann ich mich nicht beklagen. Klar, es gibt immer mal wieder ein paar Heiopeis, die nicht so wollen, wie ich... aber das ist doch normal.
Newsmag: Dann kommen wir doch mal auf Ihr Team zu sprechen und ich will Sie mal mit ein paar desaströsen Zahlen die Kickers betreffend konfrontieren: Sie sind seit 6 Spielen ohne Punkt, den letzten Sieg gab es vor 2 1/2 Monaten (14.7. 2:1 gegen St. Pauli), in den letzten drei Monaten konnten lediglich 6 Punkte eingefahren werden, in den letzten 6 Partien haben sie 3:22 Tore kassiert. Sind sie mit Ihrem Latein am Ende, Herr Gmeiner???
Dirk Gmeiner: Tja, manchmal bin ich wirklich am verzweifeln. Ich kann mir das auch nicht erklären. Eigentlich hätte es doch umgekehrt laufen müssen. Schwerer Anfang und dann immer besser. Ich kann nur hoffen, dass es wieder besser werden wird. Dazu muss man jedoch sagen, dass wir im Pokal weit gekommen sind, dass wir teilweise sehr ordentlichen Fußball gespielt haben und teilweise nur durch unsere eigene Dummheit verloren haben. Das letzte Spiel gegen Bremen hat das wieder deutlich gezeigt!!!!
Wir machen über 90 Minuten das Spiel und am Ende stehen wir mit leeren Händen da, obwohl wir sehr gut spielten.
Wir sagt man so schön: Wir müssen den Kopf frei kriegen und dann wirds automatisch wieder besser. HOFFENTLICH
Newsmag: Was sind denn ihre Lösungsansätze? Schließlich belegte man nach dem 17. Spieltag den 11. Tabellenplatz und hatte 10 Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Inzwischen besteht aber für die Kickers wieder akute Abstiegsgefahr, schließlich punkten die Teams unter ihnen fleißig!
Dirk Gmeiner: Das ist eine gute Frage! Im Moment bin ich mit meinem Latein am Ende und ziehe in Erwägung, dass Team mal spielen zu lassen. Ohne viel Vorbereitung sollen sie raus gehen und erfrischenden Fußball zu spielen. Vielleicht wird einfach nur zu viel geredet. Taten müssen Folgen und dann kann man bei 3-7 Bierchen auch wieder reden.
Aber mal im Ernst: es ist echt frustrierend. Nach der Hinrunde dachten alle, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben werden und jetzt kommen Mannschaften wie Köln und Bremen. Die Spielen momentan einen guten Fußball, eigentlich wie wir auch, nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass sie die Spiele auch gewinnen!
Newsmag: Sie haben in Ihrem Restprogramm noch die momentanen TOP 3 der Liga (Bochum, Reutlingen & Trier), jedoch spielen sie noch gegen alle Mitabstiegskonkurenten (außer Bremen)! Für die Kickers gibt es also noch jede Menge "6 Punkte Spiele"! Ist das ehr ein Vor- oder ein Nachteil?
Dirk Gmeiner: Das ist eine sehr gute Frage, die ich eigentlich nur im Nachhinein beantworten kann. Erst dann weiß ich, ob es ein Vor- oder Nachteil war. Aber es ist ganz egal wie, wir müssen Punkten. Und wenn wir am Ende auf einem Nichtabstiegsplatz stehen, dann ist es mir auch egal, ob wir Bochum oder einen von unten schlagen - hauptsachen wir gewinnen und schaffen den Klassenerhalt!
Newsmag: Toll, die zweite gute Frage hintereinander!
Aber zurück zur Materie... Auf Ihrem Team wird aber in diesen "6 Punkte Spielen" ein ungeheurer Druck lasten! Wie gehen Sie und Ihr Team mit diesem Druck um? Gerüchteweise konnte man hören, Sie hätten es in Erwägung gezogen einen Mentaltrainer für sich und die Jungs einzustellen.Dirk Gmeiner: Ja, das mag schon sein. Aber mit Druck muss man nunmal umgehen können, sonst hat man im Profifußball nichts verloren. Wenn ich merke, dass die Spieler nicht mitziehen oder dem Druck nicht standhalten können, dann hätte ich auch keine Probleme, meine Ersatzspieler oder gar ein paar Amateure einzusetzen. Das habe ich ihnen auch schon unmissverständlich klar gemacht. Ich muss auch dazu sagen, dass sie es nüchtern aufgenommen habe und ich habe nicht den EIndruck, dass sie dem Druck nicht gewachsen sind.
Und ich selbst... hmm, ich kann mir keine Schwächen leisten und was ich in meiner Freizeit mache und wen ich da aufsuche, das geht nun wirklich keinen etwas an!
Newsmag: Nächste Woche steht das Spiel gegen den großen, ruhmreichen HSV auf dem Programm! Bei einem Sieg könnte man den HSV vielleicht nocheinmal da unten mit reinziehen, wenn man jedoch verliert, dürfte der HSV endgülig gerettet sein bei gleichzeitiger tiefer Depression in Stuttgart. Sind Sie und Ihre Spieler sich über die Wichtigkeit des nächsten Spiels bewußt?
Dirk Gmeiner: Erstmal müssen wir auf den heutigen Abend schauen. Das für heute Abend angesetzte Spiel gegen Wehen wird entscheidend für die Stimmung für das Spiel gegen den HSV sein! Natürlich würden wir den HSV gerne noch einmal mit unten reinziehen, um es noch spannender, aber ich denke, dass selbst wenn wir die Hamburger schlagen, sie ein zwei Spiele danach alles klar machen werden. Eigentlich könnten sie uns die Punkte gleich überlassen, da sie sie ja eh nicht brauchen!
Newsmag: Dann würde ich abschließend noch gerne einen Tipp, die Absteiger betreffend , von Ihnen hören.
Dirk Gmeiner: Das ist sehr schwierig zu beantworten! Ich will mich zudem ja auch nicht unbeliebt machen, aber ich denke, dass es der SC Freiburg und St. Pauli sehr schwer haben werden, auch wenn man niemanden abschreiben darf!
Newsmag: Nicht so zimperlich! Die Leser wollen auch den dritten Absteiger getippt haben!
Dirk Gmeiner: Aber den 4. nicht?
Newsmag: Doch, den auch... Ich wollte erstmal den kleinen Finger, die ganze Hand hätte ich mir anschließned geschnappt!
Dirk Gmeiner: Hehe, eigentlich möchte ich keine Aussagen dazu machen. Rechnen sie sich selbst aus, welche Teams es schwer haben werden. Ich hoffe nur, dass wir am Ende mindestens Platz 16 belgen werden!
Newsmag: Feigling!
Dirk Gmeiner: Tja. auch im FUßball muss man sich politisch korrekt verhalten
Newsmag: Dann danke ich Ihnen für das aufschlußreiche Interview und wünsche ihnen alles Gute und viel Erfolg in den richtungsweisenden nächsten Wochen!
Dirk Gmeiner: Ich bedanke mich auch recht herzlich.