Vorschau: Bundesliga 2013/14 - SV Wehen Wiesbaden

  • Die Sommerpause ist beendet und der Transfermarkt läutet die heiße Phase der Saisonvorbereitung ein. Zeit um einen ersten Blick auf die Teams der ersten Bundesliga zu werfen. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen soll hier jeder der 18 Erstligisten unter die Lupe genommen werden.

    Bisherige Analysen:

     SV Wehen Wiesbaden

    Die bisherige Geschichte

    Bereits seit der zweiten Saison ist der Taunussteiner Stadtteilverein Wehen, dessen Fußballabteilung im benachbarten Wiesbaden ansässig ist, Teil der VDFB Geschichte. Damals startete man in die drittklassige Regionalliga Süd und holte in der Premierensaison, die in 17 Spielen absolviert wurde nur zehn Punkte. Eigentlich hätte dies den Abstieg zurück in den Amateurfußball bedeutet, doch dank des Abstieges von Werder Bremen aus der 2.Bundesliga musste auch die Amateurvertretung der Bremer, die überraschenderweise in der Regionalliga Süd statt im Norden antrat, trotz des neunten Platzes zwangsabsteigen, da ansonsten beide Teams des gleichen Vereins in der selben Liga angetreten wären.

    Die beiden Trainer, die in der abgelaufenen Saison beim SV Wehen tätig waren, Harald Schweighart und Andrej Dall, standen zum Auftakt der neuen Saison nicht an der Seitenlinie. Stattdessen wurde Uwe 'Ureinwohner' Kittel verpflichtet. Mit 69 Punkten scheiterte man jedoch bei zehn Punkten Rückstand auf den zweiten Aufsteiger VfB Leizpig trotz Tabellenplatz vier relativ deutlich am Aufstieg. Kittel verschlug es daraufhin nach Saarbrücken, mit denen er zwei Aufstiege in Folge schaffte und die Saarländer somit in die 1.Bundesliga führen konnte.

    Den zweiten Anlauf Richtung Zweitklassigkeit unternahmen die Wiesbadener dann mit Ronny 'fiLaMenT' Schneider, der zuvor bei einem kurzen Auftritt bei Hannover 96 in der Regionalliga Nord mit 19 Punkten aus acht Spielen auf sich aufmerksam machen konnte. Da seine Punkteausbeute auch mit Wehen nicht viel schlechter war, standen nach 34 Spielen der vierten Saison 87 Punkte auf dem Konto und man konnte zusammen mit dem ehemaligen Trainer Kittel, der wie erwähnt mit Saarbrücken ebenfalls den Aufstieg schaffte, feiern.

    Hoffnungsvoll ging man in die neue Saison, insgeheim träumte man wohl davon direkt um den Aufstieg in die Eliteliga mitspielen zu können, doch schon nach zwei Spielen war man in der harten Realität angekommen. Mit zwei Niederlagen bei 5:20 Toren fand man sich plötzlich ganz unten wieder. Zwar konnte Schneider das Team wieder auf Kurs Klassenerhalt bringen, doch die Saison beendete dieser nicht mehr. Stattdessen übernahm David 'Lachi007' Lachmann für die restlichen 13 Spiele der Saison das Ruder. Nur vier Punkte sprangen dabei heraus und so war man am Ende froh, mit 40 Punkten und Platz 11 den Ligaverbleib gesichert zu haben.

    Trotzdem gab man Lachmann die Chance, zu zeigen, dass er mit einer kompletten Saisonvorbereitung in Wehen bestehen konnte und zunächst schien sich dies auszuzahlen, denn nach fünf Spielen standen vier Siege auf der Habenseite. Doch anschließend folgten sieben Spiele mit nur zwei Punkten und das Karriereende von Lachmann, der durch Daniel 'dUne' Rabe ersetzt wurde. Auch hier hatte der Vorstand kein glückliches Händchen, nach nur sechs Spielen, aus denen Rabe keinen einzigen Punkt holen kann, musste man erneut auf Trainersuche gehen.

    Andreas 'McAndy' Hertel sollte nun versuchen, den Klassenerhalt zu sichern. Doch auch dieser kam nur auf zehn Punkte nach 16 Spielen und so musste der SVW den bitteren Gang zurück in die Regionalliga angehen. Erneut stand die Trainersuche an und endlich gelang es, einen passenden Mann zu finden. Mit Martin 'bouba' Meyer verpflichtete man zwar den Trainer, der gerade mit dem SC Freiburg aus der ersten Bundesliga abgestiegen war, doch bereits der Saisonstart mit zehn Siegen in Folge zeigte, dass es zwischen Trainer und Verein passte und so konnte man am Ende der Saison den direkten Wiederaufstieg als Meister der Regionalliga Süd bejubeln. Es folgten zwei Jahre im gesicherten Mittelfeld der zweiten Liga bis zum Karriereende Meyers, doch seinem Nachfolger Dirk 'hidirkpagel' gelang dies ebenfalls. Da dieser aber anschließend in die erste Bundesliga zum 1.FC Saarbrücken wechselte verpflichtete man Andreas 'airwaver' Weiss vom 1.FC Köln.

    Acht Punkte aus zwölf Spielen waren zu wenig und so holte man den heutigen Trainer von KFC Uerdingen, Stefan 'fifastriker' Hronek. Da auch dieser nur 18 Punkte und so hieß es erneut den Weg in die Drittklassigkeit zu gehen. Die Folgesaison beendete Hronek als Tabellensechster und wechselte dann zu seinem heutigen Verein.
    Der Trainer

    Am 08.11.2010 verpflichtete man dann den noch heute verantwortlichen Trainer: Denny 'deCoo' A., der in der zwölften Saison für den einzigen Aufstieg in der VDFB Geschichte von KFC Uerdingen verantwortlich war, als er diese mit 75 Punkten aus der Regionalliga Nord in die 3.Bundesliga führte. Aufgrund von Trainerknappheit gab er in der gleichen Saison sein Erstliga Debüt und rettete trotz nur zwei Siegen aber immerhin fünf Unentschieden aus zehn Spielen mit nur einem Punkt Vorsprung den Klassenerhalt für den heutigen Ligakonkurrenten von Wehen.

    In der dritten Bundesliga hatte 'deCoo' dann keine Schwierigkeiten sich in Wehen zurecht zu finden. Neben dem schlechteren Torverhältnis fehlte fehlte dem neuen Trainer aber diesmal selber ein Punkt, ansonsten hätte man den direkten Aufstieg schaffen können und so musste man in die Relegation gegen Eintracht Trier, die man aber souverän mit 2:0 und 3:0 für sich entscheiden konnte. Der dritte Aufstieg in die zweite Liga war geschafft und diesmal sollte sogar noch mehr gehen: 89 Punkte und damit der Meistertitel der zweiten Bundesliga, der SV Wehen war erstmals in der Eliteliga angekommen. Das Ziel Klassenerhalt erfüllten die Wehener dann mit Rang neun, enttäuschend war nur das Pokalaus im Achtelfinale zu Hause gegen den Drittligisten 1.FC Magdeburg.

    Mit 199 Punkten aus 102 Spielen steht 'deCoo' damit nun auf Platz eins der vereinsinternen Trainerliste nur im Punkteschnitt pro Spiel (1,95) liegen seine Vorgänger Uwe Kittel (2,03) und Ronny Schneider (2,25) vor ihm.

    Das Finanzielle


    Die Euphorie in Wiesbaden ist groß, was auch durch die stetige Entwicklung der Fangemeinde (siehe Bild) zeigt. Ein einziges Mal gab es einen kleinen Rücksetzer, ansonsten kennt die Entwicklung nur die Richtung nach oben. Folgerichtig wurde die heimische 'Brita-Arena' auf inzwischen 23.800 Zuschauer ausgebaut. Nur das Spiel gegen Aufsteiger Chemnitz wird in dieser Saison nicht ausverkauft sein und somit beträgt der Zuschauerschnitt Stand heute 23.600. Wenn man finanziellen Spielraum hat, wäre ein Ausbau in Richtung 30.000 Zuschauer durchaus sinnvoll. Eine Refinanzierung wäre hier bereits nach knapp vier Jahren gegeben, allerdings lässt das Bankkonto diese Überlegungen zur Zeit nicht zu.

    Nur 668.412 € stehen auf dem Konto zur Zeit zur Verfügung, bei einer negativen Prognose von 872.100 € würde dies ohne Siegprämien aktuell nicht ausreichend. Allerdings zeigten die Wehener bereits in der letzten Saison ihr Geschick auf dem Transfermarkt. Hamit Altintop (+400.000€ nach weniger als einem Monat), Alou Diarra (+750.000 nach acht Monaten), Constant Djakpa (+217.000 nach einem Monat), Davidson Drobo-Ampem (+1,5 Millionen nach elf Monaten), Ralf Fährmann (+460.000 nach 13 Tagen), Leonard Kweuke (+250.000 nach einem Monat), Vinicius (+1,3 Millionen nach zwei Monaten) oder der Verkauf von Dourandi für 2,5 Millionen € nach Saarbrücken zeigen, zu was die Wehener auf dem Transfermarkt fähig sind, ähnlich wie der FSV Frankfurt scheinen die Wehener immer einen zu finden, der die Mondspreise der Wehener bezahlt. Aus Sicht aller anderen Trainer einfach nur unverständlich.

    Die Transferaktivitäten hatten dann auch einen starken Einfluß auf den Umsatz, der sich von 12,4 auf 25,6 Millionen € mehr als verdoppelte. Zum ersten Mal seit drei Jahren stand aber am Ende der Saison eine rote Zahl unter der Bilianz. Der Verlust betrug 2,4 Millionen € und ist auf den Stadionum- und ausbau zurückzuführen.

    Der Kader

    Fünf Spieler der Wiesbadener stehen bereits auf dem Transfermarkt, es wird sich also wieder einiges tun im Kader. Acht Spieler stehen insgesamt auf der Abschußliste des Trainers, dabei handelt es sich aber ausschließlich um Ersatzspieler. Die Planungen des Trainers laufen auf ein 4-2-2-2 System heraus, wobei kein einziger der aufgestellten Spieler länger als Januar 2013 beim Verein spielt.

    Im Tor wird dabei wohl auch weiterhin Diego Benaglio stehen, der aufgrund seiner Erfahrung und Größe wenig Anlass zum Wechsel gibt. Vor ihm in der Innenverteidigung plant man mit Florian Kringe und Bamba Anderson. Eine starke Alternative für die Mitte ist mit Sebastian Michalsky ebenfalls vorhanden, dieser wird aber zusammen mit dem etwas schwächeren Konstantin Rausch die defensive Außenbahn besetzen. Beide können durch ihre Schnelligkeit überzeugen. Vor allem aufgrund der Spielintelligenz wären Schwegler und Hegeler sogar die stärkeren Außenverteidiger im Vergleich zu Rausch, doch ebenjene Spielintelligenz gepaart mit der etwas langsameren Geschwindigkeit prädestiniert die beiden für die Position auf der Doppel Sechs. Die offensive Flügelzange besteht aus dem Japaner Shinji Okazaki und dem Brasilianer Raffael. Während Erstgenannter durch seine starken Flanken überzeugen kann, ist Raffael im Torschuß und -abschluß die stärke Wahl, ein nach Innen ziehen 28jährigen Rechtsaußen ist also immer zu befürchten.

    Für den Sturm bleiben mit Mame Diouf und Marko Arnautovic zwei relativ große und kopfballstarke Spieler über, aber vor allem Arnautovics katastrophaler Abschluß lassen hier Potenzial für eine Neuverpflichtung erkennen. Raffael wäre eine Alternative für die Spitze und in seinen Stärken gleichwertig zu Diouf, aber mit nur 1,74m deutlich kleiner als der Österreicher Arnautovic. Sollte sich finanzieller Spielraum ergeben, sollte man also hier ansetzen.

    Ausblick

    Seit vier Jahren kennt die Entwicklung in Wehen nur eine Richtung: Nach oben. Damit wird es auch diese Saison weitergehen. Dank der vielen Trainerwechsel der Teams, die in der letzten Saison vor Wehen standen, wird man sich an einigen davon vorbei schieben konnen. Mein Tipp: Der SV Wehen Wiesbaden landet auf Platz 6.

    Wenn ich so sehe, welchen Zirkus ein Stefan Effenberg oder Mario Basler um die eigene Person veranstaltet, wird mir schwindlig. Früher hätten wir die im Training ein paar Mal richtig weggegrätscht - dann wäre Ruhe gewesen!
    Bernard Dietz

  • Sehr schön geschrieben! Platz 6 würde ich auch direkt unterschreiben. rotate
    Arnautovic wird aber definitiv bleiben. Seine Mentalität passt perfekt zu meinem Torabschluss.

    Das mit Bremen II wusste ich übrigens bisher noch garnicht.

    Fußball ist wie Schach - nur ohne Würfel!

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  • Kurzer Hinweis: Ich habe diese Woche nicht die Möglichkeit mich um Berichte zu kümmern, so dass es erst am 09.12. weitergeht.

    Die geplanten Veröffentlichungen:
    09.12. SpVgg Bayreuth
    10.12. Rot-Weiß Ahlen
    11.12. SG Dynamo Dresden
    12.12. SSV Reutlingen
    13.12. VfL Wolfsburg
    14.12. SC Paderborn 07
    15.12. Hannover 96
    16.12. MSV Duisburg (Gastbeitrag)

    Wenn ich so sehe, welchen Zirkus ein Stefan Effenberg oder Mario Basler um die eigene Person veranstaltet, wird mir schwindlig. Früher hätten wir die im Training ein paar Mal richtig weggegrätscht - dann wäre Ruhe gewesen!
    Bernard Dietz