Vorschau: Bundesliga 2013/14 - SC Paderborn 07

  • Die Sommerpause ist beendet und der Transfermarkt läutet die heiße Phase der Saisonvorbereitung ein. Zeit um einen ersten Blick auf die Teams der ersten Bundesliga zu werfen. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen soll hier jeder der 18 Erstligisten unter die Lupe genommen werden.

    Bisherige Analysen:
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    16. VfL Wolfsburg
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    SC Paderborn 07

    Die bisherige Geschichte

    Bis zur letzten Saison war Paderborn noch Rekordmeister und -pokalsieger, doch dank des dritten Doubles in Folge des MSV Duisburg musste man diese Bezeichnung den Duisburgern alleine überlassen. Sechs Jahre sind es nun seit dem letzten Titel der Ostwestfalen, doch bevor wir auf die aktuelle Entwicklung eingehen, wollen wir hier einen Blick zurück in die so erfolgreiche Vergangenheit des Vereins an der Pader.

    Erst in der dritten VDFB Saison erblickte der 1985 durch eine Fusion entstandene SC Paderborn 07 das Licht der VDFB-Welt und anders als vielleicht von vielen vermutet war es nicht der spätere Erfolgstrainer Stefan Bromund, der für diesen Aufstieg sorgte, sondern ein gemeinsamer Erfolg dreier Trainer. Den Grundstein legte zunächst Kirk Lenke, Kevin 'phelan' Kirschler holte anschließend aus acht Spielen sieben Siege und ein Remis - mit 2,75 Punkten pro Spiel damit erfolgreichster Paderborner Trainer was den Punkteschnitt angeht - und Thomas 'Türfreund' Nöckel konnte den Aufstieg trotz einer verheerenden Bilianz von nur einem Sieg aus acht Spielen auch nicht mehr verhindern. Die Regionalliga Nord war damit Geschichte für Paderborn. Vor über elf Jahren war dann am 10.09.2002 der wohl wichtigste Tag der Vereinsgeschichte, denn hier unterschrieb Stefan Bromund seinen ersten Vertrag bei den Ostwestfalen.

    Doch die erste Saison unter Bromund sollte mit einer Enttäuschung enden: Zwar gewann man die letzten sieben Spiele alle und holte am Ende 77 Punkte, doch sollte dies nur zum ersten Nichtaufstiegsplatz reichen. Ein Punkt fehlte und hätte man das Spiel am 27. Spieltag beim Tabellenachten Fortuna Köln (1:1) die Führung über die Zeit gebracht, wäre man sogar als Tabellenzweiter aufgestiegen. So musste man die Feierlichkeiten auf die folgende Saison verschieben und mit 97 Punkten gelang dies auch in aller Deutlichkeit. Als einer der Mitfavoriten ging man dann in die erste Saison der Eliteklasse, auch weil Vorjahresmeister Leverkusen den Abgang des zweimaligen Doublesiegers Mandrella verkraften musste. Diese Lücke konnte Paderborn füllen und seinerseits direkt das Double holen. Neun Punkte betrug der Vorsprung am Ende der Saison vor Verfolger Dortmund und auch das Pokalfinale endete mit 3:2 (gegen den VfL Wolfsburg) positiv für Paderborn.

    Das Projekt Titelverteidigung wurde dann etwas knapper erreicht als der erste Titel, trotzdem waren es immernoch sechs Punkte mehr als Verfolger Dresden, nur im Pokal sollte die Titelverteidigung nicht gelingen, hier verlor man mit 1:2 gegen ebenjene Dresdener. In der folgenden Saison hatte man dann erstmalig nichts mit dem Meisterkampf zu tun, zu souverän zogen der spätere Meister Borussia Dortmund und Vizemeister Dynamo Dresden davon, so dass am Ende der Saison ganze 24 Punkte zum Titel fehlten. Doch leer ging man in Paderborn auch in dieser Saison nicht aus: Nachdem man bereits im Viertelfinale gegen Dresden mit 2:1 gewinnen konnte und Dortmund das Halbfinale gegen Bayern München verlor, setzte man sich gegen die Süddeutschen mit 3:1 in Berlin durch.

    Zum vierten Mal in Folge und bis heute auch zum letzten Mal stand der SC Paderborn dann in der neunten Saison erneut im Pokalfinale, doch diesmal verlor man das Endspiel mit 1:4 gegen Schalke 04. In der Meisterschaft war man dann dafür wieder ganz oben: Sieben Punkte mehr als Saarbrücken und damit die dritte und letzte Meisterschaft für Paderborn. Es folgte noch ein zweiter und ein dritter Platz ehe Bromund seinen SC Paderborn für ein Jahr aus der Hand gab um seinen Herzensverein, dem FC Bayern München zur ersten und einzigen Meistertitel zu führen. In seiner Abwesenheit reichte es für Matthias 'Moskito' B. nur zu Rang sechs und so war die Hoffnung groß, nach der Rückkehr aus München zusammen mit Bromund erneut oben anzugreifen. Doch der Zauber war verflogen, der zweite Versuch der bislang so erfolgreichen Beziehung brachte mit Platz zehn die bisher schlechteste Endplatzierung der Vereinsgeschichte.

    Der Trainer

    Bromund nahm nach dieser Saison endgültig seinen Hut, doch mit Michael 'BlueStriker' B. hatten die Verantwortlichen in Paderborn einen Nachfolger gefunden, der bereits in der zweiten Liga bei Rot-Weiß Ahlen bewiesen hatte, dass er oben mitspielen kann, führte er den damaligen Absteiger doch direkt zurück in die erste Bundesliga.

    Nachdem die Paderborner in der ersten Saison unter 'BlueStriker' bereits einen guten fünften Platz herausholen konnten und dabei nur fünf Punkte hinter dem Tabellendritten landeten, reichte es in der letzten Saison selber für den dritten Platz. Mit etwas mehr Konstanz in den Ergebnissen wäre sogar noch mehr drin gewesen, ein Punkt fehlte zum Vizemeister aus Hannover und auch die elf Punkte Differenz zum MSV Duisburg hätte geringer ausfallen können.

    Mit aktuell 2,01 Punkten pro Spiel liegt 'BlueStriker' zwar nur auf Platz vier aller sechs bisherigen Trainer von Paderborn, doch außer Bromund hat keiner mehr Spiele absolviert oder Punkte geholt wie der aktuelle Trainer. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, könnte Paderborn in dieser Saison eine große Rolle im Kampf um die Meisterschaft spielen.

    Das Finanzielle


    Nur nach oben, eine andere Richtung kennt die Entwicklung des FG-Wertes in Paderborn nicht. Angefangen mit einer überschaubaren Fangemeinde ist der SC Paderborn 07 inzwischen hinter Borussia Dortmund und vor Rekordmeister Duisburg der zweitbeliebteste Verein im VDFB. Folglich platz das 48.500 Zuschauer fassende Hermann-Löns-Stadion auch aus allen Nähten. Jedes der 17 Heimspiele wird ausverkauft sein, selbst bei einem Ausbau auf 57.600 Plätze wäre dies der Fall und bis zur Stadiongröße von 72.000 wäre nur die Partie gegen Aufsteiger Chemnitz nicht ausverkauft.

    Ein weiterer Ausbau ist also durchaus sinnvoll, mindestens die 50.000er Grenze sollte man also in nächster Zeit in Angriff nehmen. Finanziell ist man dafür durchaus gut aufgstellt, zwar ging der Umsatz in der letzten Saison von 26 auf 23,8 Millionen € und damit um 8% zurück, dafür konnte man den Vorjahresgewinn von 1,4 Millionen € noch um 286% auf 3,9 Millionen € steigern, so dass man Stand heute 11,6 Millionen € auf der hohen Kante hat. Der schon jetzt positive Richtwert von 3,5 Millionen € und die Ablösesumme von mindestens 1,9 Millionen €, die der Verkauf von Jasmund bringen wird, öffnen den Verantwortlichen die Möglichkeit nicht nur den Stadionausbau voranzutreiben, sondern auch in den Kader zu investieren.

    Der Kader

    Vermutlich wird man in Paderborn auf ein 4-1-2-1-2 System zurückgreifen, da keine belastbaren Berichte vom letzten Saisonende vorliegen und die Scouting Abteilung des Autors bislang nicht in der Lage war in einem der vielen gemeinsamen Spiele der letzten Zeit mal einen genauern Blick auf das Spielsystem der Paderborner zu werfen, gehe ich im folgenden vom erwähnten System aus.

    Im Tor steht Tom Starke, der 32jährige ist seit April 2010 im Verein und wird darauf hoffen, dass sein in dieser Saison auslaufender Vertrag weiter verlängert wird. Gründe für einen Wechsel gibt es eigentlich nicht.

    Die Viererkette bereitet dann schon etwas Kopfzerbrechen. Der ehemalige Duisburger Breno wird sich in der Innenverteidigung darum kümmern, nichts anbrennen zu lassen (musste sein, sorry Breno!) und vor allem aufgrund der Größe dürfte der gelernte Linksverteidiger Daniel Brinkmann ebenfalls in der Mitte gesetzt sein. Was fehlt ist dann allerdings ein Linksverteidiger. Hinkel oder Diekmeier in die Mitte zu ziehen um Diekmeier für die defensive Außenbahn freizumachen, ist zwar eine Option, aber eine in der das Potzential der beiden genannten Spieler verschwendet wird und man sich etwas Größenvorteil beraubt. Die sinnvollste Variante wäre den technisch etwas stärkeren Diekmeier auf Links spielen zu lassen und Hinkel auf Rechts einzusetzen. Zwar wäre dieser auf der Position im rechten Mittelfeld noch stärker, doch mit Herrmann hat man hier eine noch bessere Alternative.

    Herausragend beim SC Paderborn ist sicherlich Angreifer Thomas Müller, den man in der letzten Saison für 7,7 Millionen € Ablöse verpflichten konnte und dabei Konkurrent Duisburg ausstach. Müller dürfte im Angriff gesetzt sein, neben ihm wäre Lewandowski die stärkste Variante und Obasi die schnellere Alternative. Legt man mehr Wert auf die Geschwindigkeit, könnte man Lewandowski auf die 10 zurückziehen, bleibt Lewandowski in der Sturmspitze wäre Obasi auf der rechten Außenbahn richtig eingesetzt. Je nachdem wie man sich hier entscheidet baut sich das restliche Mittelfeld auf. Weiss dürfte als einziger Linksfuß in beiden Fällen auf LM spielen, Herrmann würde entweder auf RM neben Lewandowski oder als ZOM hinter Lewandowski und Müller seinen Platz finden. Nicht belegt wäre nur die Position des zentralen defensiven Mittelfeldspielers. Hier könnte man Weiss oder Diekmeier spielen lassen, würde sich dann aber Baustellen auf anderen Positionen machen, so dass es wohl davon abhängt wen die Paderborner als Ersatz verpflichten werden.

    Ausblick

    Nach einigen Saison ist es dank 'BlueStriker' wieder soweit: Paderborn gehört wieder zu den Spitzenteams der Liga! Sollte man im Vergleich zum Vorjahr etwas konstanter auftreten, könnte man sogar wieder gemeinsamer Rekordmeister mit dem MSV Duisburg werden. Doch insgesamt wird es noch nicht zum großen Wurf reichen und so lautet mein Tipp: Der SC Paderborn 07 landet auf Platz 3.

    Wenn ich so sehe, welchen Zirkus ein Stefan Effenberg oder Mario Basler um die eigene Person veranstaltet, wird mir schwindlig. Früher hätten wir die im Training ein paar Mal richtig weggegrätscht - dann wäre Ruhe gewesen!
    Bernard Dietz