SV Wehen Wiesbaden – SpVgg Greuther Fürth 7:5



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    jonas1887.07

    1. Liga - 33. Saison - 2. Spieltag

    Simons (2)
    Dembélé (2)
    Marmoush (2)
    (1) Eigentor
    (2) Woltemade
    (3) Burkardt
    Zuschauer: 60.000

    S P I E L B E R I C H T

    Simons' Gala bei Wiesbadener Schützenfest: Fürth mit Dusel-Toren, Buntic machtlos


    Was für ein vogelwildes Spektakel in der BRITA-Arena! Der SV Wehen Wiesbaden hat die SpVgg Greuther Fürth in einem Spiel für die Annalen mit 7:5 (2:1) niedergerungen und dabei eine Offensivleistung geboten, die phasenweise an Zauberei grenzte. Dass die Gäste aus Franken überhaupt fünfmal jubeln durften, bleibt eines der größeren Rätsel dieses Spieltags und ist wohl einer Mischung aus unglaublichem Dusel und der zeitweiligen Wiesbadener Nachlässigkeit in der Defensive geschuldet. Am Ende stand jedoch ein Sieg für die Hessen, der so verdient war wie das Amen in der Kirche – nur eben mit einer Prise zu viel Gegentor-Wahnsinn.

    Dabei begann der Nachmittag für die favorisierten Hausherren mit einem dieser Momente, in denen man sich fragt, ob man im falschen Film ist: Jonathan Burkhardt (3.) stolperte den Ball irgendwie zur frühen Fürther Führung über die Linie – ein Schock, der das Stadion kurz verstummen ließ. Doch der SVWW, ganz Profi, schüttelte sich kurz und kam postwendend durch den unermüdlichen Omar Marmoush (7.) zum Ausgleich. Von da an kannte das Spiel nur noch eine Richtung: Auf das Tor von Gästekeeper Ivan Buntic. Der 99er der Fürther avancierte zum besten Mann seines Teams, verhinderte mit Glanztaten ein ums andere Mal einen höheren Rückstand und brachte die Wiesbadener Angriffsreihe schier zur Verzweiflung. Dennoch: Gegen den Geniestreich von Xavi Simons (27.), der die hochverdiente Führung markierte, war auch er machtlos.

    Nach dem Seitenwechsel überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst mogelte Nick Woltemade (53.) den Ball zum schmeichelhaften 2:2 ins Netz. Doch der SVWW, angeführt vom überragenden Simons (58.), stellte die alten Verhältnisse umgehend wieder her. Die Freude währte jedoch nur kurz, denn erneut Woltemade (61.) und plötzlich sogar wieder Burkhardt (66.) drehten mit zwei weiteren Treffern der Marke "Wie ging der denn rein?" das Spiel komplett auf den Kopf – 3:4! Ein Affront für jede spielerische Logik.

    Doch Wiesbaden wäre nicht Wiesbaden, wenn es sich davon beeindrucken ließe. Mit Wut im Bauch und der spielerischen Klasse eines Champions antworteten die Hessen prompt: Ousmane Dembélé (68.) sorgte für den schnellen Ausgleich. Als dann auch noch Fürths Tim Sirch (72.) mit einem kuriosen Eigentor die Wiesbadener Führung quasi selbst besorgte, schien der Bann gebrochen. Dembélé (79.) erhöhte auf 6:4. Doch selbst Burkhardts dritter Streich an diesem Tag (80.) zum 6:5 konnte die Wiesbadener Partystimmung nur kurz trüben, denn Marmoush (83.) machte mit seinem zweiten Treffer den Deckel drauf – 7:5, Abpfiff, durchatmen!

    Die Statistiken sprechen eine mehr als deutliche Sprache und entlarven die Fürther Torflut als statistische Anomalie: Bei 54% Ballbesitz für den SVWW, einer erdrückenden Balleroberungszeit von nur 8 Sekunden (Fürth: gemütliche 14 Sekunden) und einem Schussverhältnis von 17:9 zugunsten der Hausherren, untermauern die xGoals-Werte (7,5 für Wiesbaden zu mickrigen 2,8 für Fürth!) die absolute Dominanz der Gastgeber. Die Hessen gewannen zwar nur sechs ihrer 16 Zweikämpfe, die Fürther aber sogar nur fünf von 23 – was eher für ein wildes Scheibenschießen als für taktische Grabenkämpfe sprach. Auch die Passstatistik (161 zu 140 für den SVWW) deutet auf ein Spiel hin, das vornehmlich in eine Richtung lief.

    Spieler des Spiels: Xavi Simons (SV Wehen Wiesbaden). Mit zwei Toren, einer Vorlage und einer Performance, die das Prädikat "Weltklasse" an diesem Tag verdiente, war er der unumstrittene König auf dem Platz. Für diese Augenweide gab es die (im Kicker-Kosmos eigentlich als 1,0 bekannte) Note 10,0 – und jeden Applaus der Welt.

    Am Ende bleibt festzuhalten: Der SV Wehen Wiesbaden feiert einen hochverdienten Sieg, der gerne auch zweistellig hätte ausfallen können. Dass fünf Gegentore hingenommen werden mussten, wird intern sicher für Gesprächsstoff sorgen – für den neutralen Zuschauer war es beste, wenn auch teils kopfschüttelnde Unterhaltung.