Tag der Deutschen Einheit

  • Jawoll. Morgen ist es so weit. Die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit werden in Magdeburg begangen. Seit ein paar Wochen wurden viele Straßen saniert. Sehr toll ;) Auf selbigen werden sich demnächst Udo Lindenberg, Nena und weitere grausig schlechte Sänger tummeln.
    Allgegenwärtige Frage in Magdeburg: "Gehst du hin?" Prozentual am meisten gegebene Antwort:
    "Ja, na klar". Meistens die Begründung: "Meine Freunde gehen auch hin!"
    Sehr schön. Alles rennt hin, obwohl keiner will. Gruppenzwang. Mal ehrlich, was bringt uns Jugendlichen eigentlich der Zuschauerposten bei so einer Medienverantstaltung? Die Musiker sind musikgeschichtlich schon lange tot oder kleine Sternschnuppen am Pop-Himmel, die so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind. Die Politiker die kommen sind älter als die Musiker zusammen, doch immerhin sind sie in ihrer Branche noch lebendig. Ja. Er kommt wirklich, unser allseits beliebter Gerd. Er wird bestimmt wieder eine tolle Show abliefern, uns erzählen wie toll es doch dem Osten geht und wie schön sich das Ost-West-Verhältnis entwickelt hat (In Bayern werden immernoch so gut wie keine Ossis angenommen, was Lehrstellen angeht - Wer im Westen studiert hat, hat immernoch den besseren Ruf im Gepäck...)
    Eigentlich ist alles nur heiße Luft, so wie auf jeder politischen Versammlung, von der die Öffentlichkeit etwas mitbekommt.
    Also doch ein ganz normaler Tag wie jeder andere, nur eben, dass er in Magdeburg stattfindet. Bei mir quasi..

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    :fcm: DIE DUNKLE MACHT DER LIGA :fcm:


  • Ach komm sei doch nicht so kritisch. Also du kannst ja morgen was erleben. Manche andere werden den ganzen Tag an Iheren PC´s verbringen. Und ich, ich muss morgen für die Schule an einem Kanadierrennen teilnehmen und das auch wenn es regnet. Stell dir du sitzt im Boot, auf dem Wasser also und von kommt auch noch Wasser. Ein schönes Erlebniss. Nostalgie!!!

  • Viel ist natürlich Show, das ist ganz klar. Und mir wäre es auch lieber, es gäbe in Ostdeutschland mehr Perspektiven für insbesondere Jugendliche und nicht nur inzwischen bessere Straßen als in dem Teil, der auch vor 1990 schön Bundesrepublik hieß.


    In Verbindung mit der Einheit wurde viel versprochen und gelogen. Lafontaine warnte - und verlor die Wahl. Dennoch bin ich froh, dass es nun so gekommen ist. Ich habe etwa 30 Kilometer Luftlinie von der Grenze entfernt gewohnt. Bei gutem Wetter sah ich den Brocken mit den sowjetischen Abhöranlagen. Fuhren wir in den Harz, erkannte man auch ihre NATO-Gegenstücke auf dem Wurmberg. Dazwischen dieser bedrückend schwarze, meterhohe Zaun. An ihm entlang Panzerplatten. Jetzt laufen wir öfters auf dort Ski, was früher den martialischen Namen "Todesstreifen" trug.


    Jede Grenze, die irgendwo auf der Welt fällt, ist ein Sieg für die Menschheit!

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    ;)


    jaja die Deutsche Einheit des einen Freud des anderen Leid ... ich denke es wird noch weitere Jahrzehnte brauchen bis sich alle wieder zusammengefunden haben und es weder Wessi oder Ossi-Assis gibt :).
    Vor allem Finanztechnisch werden wir arme kleine Schweine noch sehr viel bluten müssen. So schön und gut wie die Einheit auch ist.. Es ist ein milliarden wenn nicht sogar eine Billionenschwere Last die wir da auf dem Buckel haben.



    Aber die meisten interessierts eh nit, für die ist es ein grund zum --->

  • Zitat

    Original von iCr´Nicon
    (In Bayern werden immernoch so gut wie keine Ossis angenommen, was Lehrstellen angeht - Wer im Westen studiert hat, hat immernoch den besseren Ruf im Gepäck...)


    Bayern nimmt wahrscheinlich eh kaum auswärtige Lehrlinge an*?*


    ABER wie kommst Du auf die Idee mit dem Studienruf? Die Hochschulen des Ostens sind doch, während wir uns mit Bibliotheken aus Adolfs Zeiten und Inventar, das sich wünschte aus dieser Zeit zu stammen, vor maximal 12 Jahren neu ausgestattet worden. Ausserdem ist es Fakt, dass die Relation von Studierenden / Prof deutlich günstiger im Osten ist, weil da kaum jemand studieren möchte. Wenn Du Dich bewirbst, geht es dann eh nur darum, was Du wirklich kannst und nicht, ob Du Deinen Abschluss in Heidelberg oder Dresden abgelegt hast.


    Gefälle zwischen den Hochschulen gibt es schliesslich auch "innerhalb" des Westens und des Ostens.

  • Zitat

    Original von Stuttgarter_Jungs
    Eben nicht... :D:
    schwäbische Hochkultur versteht glaube ich jeder :))


    Ich hatte aufm Treffen arge Mühe Dir immer vollständig zu folgen! :D:

    [align=center][IMG]http://www.vdfb.de/gfx/rankimages_gross/10194.png[/IMG][/align] [align=center]:hsvklatsch:[SIZE=16][B]Wir sind schön, wir sind schlau, wir sind Fans vom HSV[/B][/SIZE] :hsvklatsch:[/align]

  • bezüglich der Vergabe von Lehrstellen sind mir viele diverse Beispiele untergekommen:


    Zum Studium. Das die Unis in Ostdeutschland oft besser sind ist klar, aber leider ist die Einheit noch nicht so weit, wie sie in den Köpfen der Menschen sein sollte, so dass teilweise immernoch wert auf den Ort (West oder Ost) gelegt wird. Das ist nichts allgemeines, aber teilweise schon so anzutreffen. Wenn man von Familien hört, die gehasst werden, weil sie aus dem Osten kommen (so geschene in Bremen) und beim weiterem Umzug (aus Bremen) gemocht werden ist schon krass.
    Könnte noch weitere aufzählen, hätte aber keinen Nutzen

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  • Zitat

    Original von Schnabel


    Ich hatte aufm Treffen arge Mühe Dir immer vollständig zu folgen! :D:


    das problem lag wohl eher an der Sprachgeschwindigkeit und nicht im Dialekt. :D:
    Ich hab die angewohnheit manchmal ziemlich schnell zu labern..

  • Zitat

    Original von iCr´Nicon


    Zum Studium. Das die Unis in Ostdeutschland oft besser sind ist klar, aber leider ist die Einheit noch nicht so weit, wie sie in den Köpfen der Menschen sein sollte, so dass teilweise immernoch wert auf den Ort (West oder Ost) gelegt wird. Das ist nichts allgemeines, aber teilweise schon so anzutreffen. Wenn man von Familien hört, die gehasst werden, weil sie aus dem Osten kommen (so geschene in Bremen) und beim weiterem Umzug (aus Bremen) gemocht werden ist schon krass.
    Könnte noch weitere aufzählen, hätte aber keinen Nutzen


    Wie weit "sollte" die Einheit in den Köpfen sein? Schau Dir doch mal an, wie lange Bayern und Preussen "geeint" sind und wie es selbst da in manchen Köpfen immer noch aussieht. Deutschland ist keine Eingeit, was bislang eigentlich auch immer ganz förderlich war, und es wird vermutlich auch nie eine "richtige Einheit" werden. Selbst Düsseldorfer schimpfen über Kölner und umgekehrt;-)


    Was Leute in Bremen anbelangt weiss ich nicht, ABER ich weiss dass es in Zeiten der Not, die wir weiss Gott in Deutschland nicht haben, ABER seit mittlerweile fast zwei Jahren ununterbrochen in die öpfe der Menschen penetriert wird, sich manch blasser Geist seinen Sündenbock möglichst auch im erreichbaren sozialen Unfeld sucht. Wohnt da nicht gerade ein fliesend deutsch sprechender, immer wohl gepflegter und top gestylter, sozial voll integrierter, Afrikastämmiger mit Deutschem Pass in der nachbarschaft, den man doch zumindest hinter vorgehaltener Hand als schmutzig, faul und schmarotzend, kurz allem Übel Deutschlands schuldig anklagen kann, sucht man sich eben das "nächst schwächere Glied der Kette".


    Ich denke auch in diesem Fall darf man nicht von Einzelfällen auf die Allgemeinheit schliessen, ABER ich denke ebenfalls, dass auch nicht alles perfekt läuft, ABER wie willst Du die Meinungen der Menschen ändern? Werbespots? Mein Freund ist Ostdeutscher!


    Je älter der Mensch ist, desto schwieriger fällt ihm die Reaktion auf Veränderungen. Ich gebe zu, dass es mir schon schwer fällt, nicht ständig in Ost- und Westdeutsche zu teilen, ABER wenn Du mal die Medien beobachtest, wird uns die Trennung dort auch noch ständig vorgelebt (und ich war gerade mal 14 als die Mauer fiel).


    Der ganze Prozess benötigt vermutlich jede Menge Zeit und die wird man ihm gewähren müssen, da man mit übermässigen Anstrengungen auch Gefahr läuft, mehr zu zerstören als zu kitten.


    Ähnliches (wenn wie meistens auch hinkendes Beispiel) ist die Einigung Europas. Für mich sind es selbständige Länder, die sich in einigen Beziehungen einigen. Wenn man heute geboren wird, kennt man Europa nur als großes, grenzloses Gebiet, in dem sogar überall die gleiche Währung Gültigkeit besitzt. Man sieht also, dass, um mit einer weiteren binsenweisheit zu enden, die Wahrheit in den Augen des Betrachters liegt.


    Also bite nicht ständig verallgemeinernd schimpfen, da dieses einer Einigung nicht gerade den nötigen Anschub besorgt! ;-)

  • ich schimpfe nicht, ich stelle nur fest und deshalb werd ich in hamburg studieren, aber auch weil es ne schöne stadt ist und ich norddeutschland mag


    aber schön, dass du das alles aufgeschrieben hast ;)

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  • Ich war heute zum ersten mal seit Ewigkeiten wieder "richtig" in den "neuen" Bundesländern. Damit meine ich, etwas anderes als die Durchreise nach Berlin, den Besuch im früheren Ostteil der Stadt oder den Besuch von Spielen in Cottbus.


    Meine Eltern und ich waren in Salzwedel, eine mittelgroße, sachsen-anhaltinische Stadt nahe der ehemaligen Grenze.


    Wir waren erschrocken.


    Jedes zweite Schaufenster trägt die Aufschrift "zu vermieten". Viele Häuser der "Altstadt" sind derart heruntergekommen...sowas kannte ich bis jetzt nur aus dem Fernsehen. Aber nicht in Verbindung mit Mitteleuropa sondern mit Bosnien oder dem Kosovo. Damals, nach der Wende, waren wir auch öfters "drüben". Damals sah viel mehr natürlich genauso aus. Aber noch heute???


    Arbeit gäbe es mehr als genug, Arbeitsplätze jedoch offenbar nicht. Niemand will mehr Geld in diese Häuser investieren. Der dezente Geruch von Braunkohle liegt immernoch in der Luft - wenn auch nicht mehr so wie 1989, als mir davon noch schlecht wurde.


    Wir gingen durch die Fußgängerzone - nicht ein einziger Mensch begegnete uns, der so aussah, als käme er nicht aus Deutschland. Stattdessen trafen Skinheads letzte Vorbereitungen für eine wohl jetzt in diesen Stunden stattfindende Zeltdisco in der Innenstadt.


    Ich weiß nicht, wie repräsentativ Salzwedel ist. Möglicherweise wäre es mal ein interessantes Unterfangen, eine längere Reise durch das Gebiet der ehemaligen DDR zu machen. Vielleicht wandern durch die Grenznähe auch viele Leute aus Salzwedel nach Niedersachsen ab, und im "Binnenland" sieht es anders aus.


    Salzwedel ist mit Sicherheit der bedrückenste Ort, an dem ich seit langer, langer Zeit gewesen bin. Überflüssig zu erwähnen, dass ich mich in meiner roten Bondage-Hose, den roten Chucks und der Lederjacke nicht wirkloch wohl fühlte und so schnell wie möglich wieder dort weg wollte.


    Das soll Deutschland sein? Nein, das ist etwas ganz anderes als wie wenn ich durch eine mittelgroße niedersächsische Stadt wie Northeim oder Gifhorn laufe. Auf die Frage, wie weit die Einheit denn fortgeschritten sein "sollte", kann ich nunmehr nur noch antworten: "Weiter. Sehr viel weiter."