Vorschau: Bundesliga 2013/14 - SG Dynamo Dresden

  • Die Sommerpause ist beendet und der Transfermarkt läutet die heiße Phase der Saisonvorbereitung ein. Zeit um einen ersten Blick auf die Teams der ersten Bundesliga zu werfen. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen soll hier jeder der 18 Erstligisten unter die Lupe genommen werden.

    Bisherige Analysen:

    SG Dynamo Dresden

    Die bisherige Geschichte

    1001 Punkte! Obwohl Dynamo Dresden die ersten beiden VDFB Saisons verpasste, sind die Ostdeutschen heute das punktemäßig erfolgreichste Team der VDFB Geschichte. In 442 Spielen holte man die erwähnten 1001 Punkte und liegt damit 41 Punkte vor Paderborn und gar 107 Punkte vorm Rekordmeister aus Duisburg. Auch die Ewige Tabelle der 1.Bundesliga könnten die Dresdener dabei in diesem Jahr übernehmen. Zur Zeit liegt man mit 804 Punkten nur vier Punkte hinter Absteiger Leverkusen und einen Punkt hinter den ebenfalls fast abgestiegenen Dortmundern.

    Fast schon überraschend ist dagegen die Titelausbeute für diesen erfolgreichen Verein, denn obwohl die letztjährige Platzierung auf dem fünften Tabellenplatz die schlechteste Abschlußplatzierung der Vereinsgeschichte bedeutete, gelang es nur ein einziges Mal die VDFB Meisterschaft zu gewinnen, viermal musste man sich mit Platz zwei begnügen. Im Pokal dagegen war man etwas erfolgreicher, zwar verlor man auch hier dreimal das Endspiel, doch dafür konnte man ebenjenes auch zweimal gewinnen.

    Begonnen hatte alles in der dritten VDFB Saison in der man zum ersten Mal teilnehmen durfte und fast eine perfekte Saison hinlegte. Mit 33 Siegen und einem Remis standen am Ende 100 Punkte auf dem Konto und damit der ungefährdete Meistertitel in der damals drittklassigen Regionalliga Süd und bis heute die höchste jemals erreichte Punktzahl in der VDFB Geschichte aller Vereine. Von Anfang an verantwortlich bei Dresden: Stefan Berndt, der zuvor in der 1.Bundesliga mit Platz zwei und drei die beiden erfolgreichsten Saison in der Vereinsgeschichte des FC Hansa Rostock erreichen konnte.

    Auch in der zweiten Bundesliga wurden die Dresdener ihrer Favoritenrolle gerecht und holten mit nur einer Niederlage und einem Remis mit 97 Punkten wieder einen Rekord, denn auch der Rekord der zweiten Liga gehört damit Dynamo. Paderborn kam in der Folgesaison auf die gleiche Punktzahl, allerdings mit einem schlechteren Torverhältnis. Neben diesem Durchmarsch ging es auch zum ersten Mal bis ins Pokalfinale nach Berlin. Auf dem Weg dorthin schalteten die Dresdener drei Erstligisten aus, dadrunter den in dieser Saison erstmaligen VDFB Meister, den MSV Duisburg. Doch im Finale musste man sich dem VfL Wolfsburg mit 2:3 geschlagen geben.

    Als souveräner Aufsteiger in die erste Liga spielte Dresden wie erwartet direkt oben mit und obwohl man im direkten Duell mit dem späteren Meister Leverkusen zu mindestens ein Spiel gewann, fehlten am Ende acht Punkte auf Bayer und Trainer Peter Mandrella, man wurde zum ersten Mal Vizemeister und aufgrund der 1:5 Niederlage im Pokalfinale gegen Leverkusen sogar Double-Vize. Wieder hatte man sich gegen starke Gegner durchgesetzt (7:6 gegen den souveränen Zweitligameister Paderborn im Viertelfinale und 4:2 gegen den amtierenden Meister Duisburg im Halbfinale), doch am Ende reichte es nicht ganz.

    Die folgende Saison sollte dann die bis dato schlechteste der Dresdener sein. Bereits im Achtelfinale des Pokal scheiterte man mit 2:3 am MSV Duisburg, auch in der Liga stand mit Platz drei die bislang niedrigste Platzierung mit 18 Punkten Rückstand auf Meister Paderborn. Doch in der siebten Saison sollte dann endlich der erste Titel der VDFB Geschichte erreicht werden, denn im Pokalfinale konnte man sich gegen Paderborn mit 3:2 durchsetzen. Auch das Hinspiel in der Liga gewann man gegen Paderborn und wären nicht die beiden Niederlagen gegen den Tabellensiebten Bayern München oder die beiden Remis am 27.Spieltag beim Tabellenachten Leverkusen und am 28.Spieltag zu Hause gegen den Tabellensechsten Wolfsburg gewesen, hätte man am letzten Spieltag im direkten Duell (1:3) alles selbst in der Hand gehabt, so aber hätte man einen äußerst unwahrscheinlichen Sieg mit sieben Toren Vorsprung gebraucht.

    Auch die achte Saison brachte einen weiteren Vizetitel. 88 Punkte reichten nicht um sich den Titel zu sichern, denn Aufsteiger Ahlen holte auch dank der zwei Siege im direkten Duell drei Punkte mehr. Im Pokal scheiterte man beim Versuch den Titel zu verteidigen im Viertelfinale mit 1:2 am letztjährigen Finalgegner Paderborn. In den folgenden beiden Jahren ging es dann zumindestens tabellarisch wieder etwas bergab. Mit Platz vier und fünf blieb man aber oben dabei, doch der Rückstand nach ganz oben war schon deutlich größer als zuletzt. In Saison neun durfte mit Marvin 'Master Minos' Merrdon zum ersten Mal ein anderer Trainer auf der Bank in Dresden Platz nehmen, allerdings nur als Vertretung für 16 Spiele. Mit einer 10-3-3 Bilianz war Merrdon in dieser Spielzeit sogar erfolgreicher als Berndt (10-4-4).

    Nach den 56 Punkten aus der zehnten Saison und den damit bislang schlechtesten Wert der Vereinsgeschichte kam dann etwas überraschen doch noch die nicht mehr für möglich gehaltene Krönung für Dresden und Erfolgscoach Berndt: 87 Punkte und damit fünf mehr als der Zweitplatzierte Borussia Dortmund unter Martin 'Maginho' G. bedeuten endlich den ersehnten Meistertitel und so sollten die "Ihr werdet nie Deutscher Meister"-Spottgesänge endlich verstimmen. Die Titelverteidiung in der folgenden Saison konnte dann recht früh ad acta gelegt werden, denn der ewige Konkurrent Stefan Bromund, der zuvor mit Paderborn etliche Titel der Dresdener verhinderte war diesmal mit dem FC Bayern München erfolgreich und holte 94 Punkte.

    Immerhin im Pokal konnte man nach drei erfolglosen Jahren, in welchen man schon früh an Dortmund, Siegen und sogar Zweitligist Saarbrücken gescheitert war, durch ein deutliches 5:0 im Finale gegen Mainz wieder den Titelgewinn feiern. Doch dies sollte der bis heute letzte Titel für Dresden sein. Die folgenden Ligaplätze fünf und drei klingen besser als sie waren, der Abstand zu Meister Duisburg betrug 39 bzw. 22 Punkte und so musste der Pokal als letzter Auftritt für Erfolgscoach Berndt herhalten. Nachdem man in der 13.Saison bereits früh die Titelverteidigung durch ein 1:5 in der 2.Hauptrunde beim MSV abschreiben musste, reichte es in der 14. Saison dann immerhin zum Pokalfinaleinzug. Hier holte man sich den letzten Vizetitel (1:3 gegen Duisburg).

    Die Hinrunde der letzten Saison war dann auch die letzte in der langen Karriere von Stefan Berndt und so musste man einen Nachfolger für diese großen Fußstapfen finden und in Patrick 'HangOnSloopy' Schneider schien man dies auch gefunden zu haben. Mit sechs Siegen und einem Remis aus neun Spielen und damit 2,22 Punkten pro Spiel lag er nur knapp unter der Marke von Berndt (2,28 Punkte pro Spiel), doch aus Zeitgründen musste erneut Ersatz gesucht werden.

    Der Trainer

    Sein VDFB Debüt gab damit Marcel 'Cripdown' Klitzing am 10.09.2013 mit zwei Siegen gegen Dortmund und Frankfurt. Da er aus den restlichen sechs Spielen "nur" drei Siege holte reichte es am Ende nur für die bislang schlechteste Endplatzierung der Dresdener Vereinsgesichte: Rang Sechs. Mit diesem wäre man wohl auch in der kommenden Saison in Dresden durchaus zufrieden. Zwar besitzt man weiterhin einen der stärksten Kader der Liga, doch in Dresden ist man bereit dem neuen Trainer Zeit zu geben.

    Das Finanzielle


    Zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte mussten die Dresdener mit Ablauf der letzten Saison einen Verlust im FG-Wert hinnehmen und wurde auch vom MSV Duisburg in der Fangunst überholt. Trotzdem belegt man noch Platz vier im Ligavergleich. Immerhin finanziell war die letzte Saison herausragend: Mit einem Umsatzzuwachs von 17% konnte man 26,2 Millionen € umsetzen, dabei einen Gewinn von 7 Millionen € erzielen und damit fast genau den Wert, den man in den beiden Vorjahren zusammengerechnet als Verlust verbuchen musste. Mit 17,1 Millionen € auf dem Konto kann der neue Trainer ohne groß selbst was dafür geleistet zu haben direkt aus dem vollen Schöpfen und den Kader nach seinen Vorstellungen umbauen, der negative Richtwert von 1,2 Millionen € dürfte da wenig abschreckend sein.

    Das vereinseigene Rudolf-Harbig-Stadion fasst inzwischen 50.000 Plätze und wird in dieser Saison nur im Spiel gegen Aufsteiger Chemnitz knapp nicht ausverkauft sein, trotzdem werden hier auch noch 49.200 Zuschauer erwartet. Nach der Reform der Stadionausbauregeln wäre ein weiterer Ausbau in Richtung 60.000 Plätze durchaus sinnvoll, selbst wenn die Refinanzierungsdauer von zehn Jahren auf den ersten Blick abschreckend ist, ist dies doch deutlich geringer als vor der Reform und durchaus eine Überlegung wert.

    Der Kader

    Die ersten Veränderungen hat Trainer Klitzing bereits vorgenommen: Für 4,5 Millionen € kam Philipp Lahm vom FC Bayern München, dafür durfte Lars Bender für 2,8 Millionen den Verein zu Hertha BSC verlassen. Fünf Spitzen- und zwei Starspieler beinhaltet der Dresdener Kader und damit das zur Zeit zweitstärkste Team hinter Borussia Dortmund.

    4-2-2-2 lautete das Spielsystem der Dresdener im letzten dokumentierten Spiel gegen Rot-Weiß Ahlen. Fürs Tor hat man mit Bernd Leno nur einen Spieler zur Auswahl, doch der 1,90m große 21jährige gibt auch keinen Grund für einen Ersatzmann. Die Viererkette gegen Ahlen bildeten damals Huth/Simunek in der Innenverteidigung und Boka/Sorg auf Außen. Wenig spricht für Änderungen in der Innenverteidigung, Huth ist einer der besten Innenverteidiger der Bundesliga und Simunek kann aufgrund seiner Größe und Geschwindigkeit ebenfalls als gesetzt gelten. Für Außen hat man nach der Verpflichtung von Lahm nur noch eine Position frei, Boka wäre hier die deutlich stärkere Alternative im Vergleich zu Sorg und dazu noch Linksfuß.

    Aufgrund des Verkaufes von Bender müsste man im Vergleich zum Vorjahr auf der Sechs eine Änderung vornehmen. Neben Abdessadki könnte man Sorg spielen lassen. Dieser wäre sogar noch etwas stärker als der Marokkaner, doch beide sind im Hinblick auf den Rest des Teams die größte Schwachstelle und schaut man auf den Transfermarkt bietet sich hierfür Ilkay Gündogan an. Doch die Wahrscheinlichkeit das auch andere finanzstarke Vereine an diesem Spieler Interesse haben ist groß und so könnte dieser richtig teuer werden.

    Auf Außen würden Elia und Kiyotake wie schon in der Vorsaison wirbeln und die beiden Stürmer Derdiyok und Larsen - übrigens Platz drei in der Ewigen Torschützenliste der Bundesliga - mit Vorlagen versorgen. Hier gibt es wohl keine Notwendigkeit nachzulegen.

    Ausblick

    Ein neuer Trainer, kleinere Umstellungen im Kader und die großen Fußstapfen von Stefan Berndt. Viel kommt auf den neuen Trainer zu, aber solange er nicht vollends enttäuscht, sollte er eine ruhige Saison erleben. Mein Tipp: Dynamo Dresden landet auf Platz 7.

    Wenn ich so sehe, welchen Zirkus ein Stefan Effenberg oder Mario Basler um die eigene Person veranstaltet, wird mir schwindlig. Früher hätten wir die im Training ein paar Mal richtig weggegrätscht - dann wäre Ruhe gewesen!
    Bernard Dietz