Vorschau: Bundesliga 2013/14 - SSV Reutlingen 05

  • Die Sommerpause ist beendet und der Transfermarkt läutet die heiße Phase der Saisonvorbereitung ein. Zeit um einen ersten Blick auf die Teams der ersten Bundesliga zu werfen. In mehr oder weniger regelmäßigen Abständen soll hier jeder der 18 Erstligisten unter die Lupe genommen werden.

    Bisherige Analysen:

    SSV Reutlingen 05

    Die bisherige Geschichte

    Die Fahrstuhlmannschaft der Liga ist der SSV Reutlingen 05. Vier Aufstiege stehen drei Abstiege gegenüber, mehr als drei Jahre am Stück waren die Baden-Württemberger noch nie in der gleichen Liga, immerhin wird es in diesem Jahr die insgesamt siebte Saison in der höchsten Spielklasse.

    Zum ersten Mal an einem VDFB Wettbewerb nahm Reutlingen in der zweiten Saison teil, allerdings musste man auch direkt unter Trainer Toni 'Don' von Ehr den ersten Abstieg hinnehmen, so dass man nun in der Regionalliga Süd auf Punktejagd ging. Neuer Trainer wurde Michael 'audistar' Autrum, der zuvor bereits bei Union Berlin, den Amateuren von 1860 München und Sachsen Leipzig Erfahrung sammeln konnte. Doch der Start in die Regionalliga misslang. Erst am achten Spieltag konnte man den ersten Sieg einfahren. Als nach 17 Spielen nur 14 Punkte auf dem Konto standen, nahm Autrum seinen Hut. Während dieser über die Umwege Dortmund II, Stuttgarter Kickers, SV Elversberg und erneut Sachsen Leipzig sein spätes Glück in Cottbus fand und mit diesen 2004 die Regionalligameisterschaft feiern konnte übernahm in Reutlingen Benny 'Dane' M. für knapp dreieinhalb Jahre das Ruder.

    Nachdem er den SSV in seiner Premierensaison vor dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit retten konnte und sogar noch auf Platz zwölf führte, reichte es in der Folgesaison bereits zu Platz fünf und im Jahr darauf zum ersten Aufstieg der VDFB Vereinsgeschichte. Mit 87 Punkten holte man sich Meistertitel und Aufstieg vor Trier (81) und Ulm (80). Wie so häufig bei Aufsteigern ging man als einer der Mitfavoriten in die neue Saison und tatsächlich sollte der Durchmarsch gelingen. Als Tabellenzweiter hinter dem VfL Bochum und erneut zusammen mit Eintracht Trier zog man erstmalig in die Eliteklasse ein.

    Doch es sollte eine schwere Spielzeit für alle drei Aufsteiger werden. Während Bochum und Trier sogar den direkten Weg zurück in die 2.Bundesliga antreten mussten, konnte Reutlingen immerhin noch Mainz 05 hinter sich lassen und trotz nur 32 Punkten den Klassenerhalt feiern. 'Dane' verließ den Verein zu Ligakonkurrent Schalke 04, mit denen er ein Jahr später das Pokalfinale gewinnen konnte und so durften sich in der achten Saison zwei Trainer am Projekt Klassenerhalt abarbeiten. Zunächst versuchte Florian 'darkinho' Högen sein Glück, der zuvor Waldhof Mannheim zum Klassenerhalt in der Bundeslige geführt hatte, doch nach der Hinrunde standen nur 13 Punkte zu Buche. Noch schlechter wurde es dann unter Alexander 'Alejandro' Fiebig: Nur zehn Punkte aus 17 Spielen, damit hat Fiebig den traurigen Rekord des schlechtesten Reutlinger Trainers aller Zeiten inne. Immerhin wendete sich für Fiebig nach Auftritten bei TeBe Berlin und Eintracht Trier in seiner Funktion als Trainer von Cottbus alles zum Guten und so steht er heute mit seinen Cottbusern nach zwei Aufstiegen in der zweiten Liga.

    Mit dem neuen Trainer Alexander 'Final' K. bewiesen die Verantwortlichen dann wieder ein glücklicheres Händchen. Mit nur vier Punkten Rückstand scheiterte er im ersten Versuch noch am Wiederaufstieg, doch im schon mehrfach in dieser Vorschaureihe angesprochenen Herzschlagfinale der zehnten Saison konnte sich Reutlingen durch ein 1:0 am letzten Spieltag gegen Bremen mit nur 59 Punkten den Aufstieg sichern. Bei einem Remis wäre man hinter die vier (!) Verfolger zurückgefallen, die jeweils 58 Punkte holten.

    Erneut in der ersten Liga angelangt war das Ziel wieder der Klassenerhalt und mit 43 Punkten und Rang zwölf sollte dies auch gelingen. Auch in der zwölften Saison reichte es, zwar holte man nur 37 Punkte, mit dieser Ausbeute wäre man im Vorjahr abgestiegen, doch die Konkurrenz war noch schlechter und so erreichte man noch den 13.Tabellenrang.

    Nur zwei Siege und insgesamt neun Punkte bedeuteten dann den zweiten Abstieg aus der 1.Bundesliga, zwar war der Hamburger SV mit nur fünf Punkten noch schlechter, doch der Rückstand auf den Relegationsplatz betrug bereits zwölf Punkte. Am 11.11.11 endete dann die Amtszeit von 'Final' in Reutlingen, der zum Mitabsteiger VFC Plauen in die 2.Bundesliga wechselte. Während Plauen nach unten durchgereicht wurde fand Reutlingen in Maximilian 'meXx' M. den richtigen Trainer. Am vorletzten Spieltag kam es dabei zum entscheidenen Match gegen die Kickers aus Offenbach, ein Remis würde bereits ausreichen um Platz drei zu sichern und genau das erreichte man mit dem 3:3 auch. Dabei musste man allerdings kurz vor Schluß den Ausgleich hinnehmen, doch in der Partie am letzten Spieltag in Reutlingen hätte trotzdem ein Sieg gereicht um den direkten Aufstieg zu schaffen. Nach einem 2:4 Rückstand konnte man allerdings nur noch auf 4:4 ausgleichen und so kam es zum Relegationsspiel gegen den 16. der 1.Bundesliga, dem 1.FSV Maiinz 05.

    Die Relegation wurde gewonnen und so konnte Trainer 'meXx' den dritten Bundesligaaufstieg der Vereingeschichte feiern. Es folgte die bislang beste Saison der Reutlinger, die mit einem starken fünften Platz belohnt wurde.

    Der Trainer

    Doch dies war gleichzeitig die letzte Saison unter dem Aufstiegstrainer und so musste man sich in Reutlingen nach Ersatz umschauen. In der viertklassigen Regionalliga Süd wurde man bei TuS Koblenz fündig und verpflichtete deren Trainer Robin 'KeRnRo22' Kern. Endlich konnte sich damit für Kern der Wunsch der Rückkehr in die erste Bundesliga erfüllen, denn bereits 2008 spielte er hier erfolgreich mit dem 1.FSV Mainz 05, mit denen er einen starken sechsten Platz erreichen konnte. Nach einer fast vierjährigen Auszeit stieg er Mitte 2012 in Osnabrück in der Regionalliga Nord wieder in den Ligabetrieb ein und konnte die Lilien in der Rückrunde mit elf Siegen und sechs Remis auf Platz vier führen.

    Es folgte die Station Koblenz, wieder war es der vierte Platz, diesmal allerdings wie erwähnt in der Regionalliga Süd. Insgesamt hat Reutlingen hier wohl einen guten Fang gemacht, Kern wird motiviert sein zu zeigen, dass er in der ersten Liga mithalten kann und für die ein oder andere Überraschung sorgen wollen.

    Das Finanzielle


    Mit einem FG-Wert von 19 konnte man wieder den eigenen Höchststand einstellen und bis auf den kleinen Knacks nach dem Abstieg ging es in Reutlingen bislang nur bergauf. Dank der fleißigen Baumaßnahmen fast das heimische Stadion an der Kreuzeiche inzwischen 29.200 Zuschauer und wird in dieser Saison in 15 von 17 Spielen ausverkauft vermelden, nur in den Spielen gegen Chemnitz (22.800) und Union Berlin (28.500) wird dies verfehlt werden.

    Der Ausbau in Richtung 30.000 Plätze sollte trotzdem fortgesetzt werden und je nachdem wie sich Reutlingen in den nächsten Jahren entwickelt ist dann auch ein weiterer Ausbau auf lange Sicht finanziell nicht verkehrt.

    Im letzten Jahr konnten die Reutlinger einen neuen Vereinsrekord im Umsatz aufstellen, durch einen Anstieg um 34% auf 14,3 Millionen € konnte man das bisherige Rekordergebnis der siebten Saison (12,7 Millionen €) noch einmal toppen, allerdings musste man zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte einen Verlust vermelden. Nach einem Vorjahresgewinn von 1,4 Millionen € fehlten am Ende der Saison knapp 370.000 € zur schwarzen Null. Immerhin stehen noch 2,2 Millionen € auf dem Konto und auch der Richtwert ist mit 831.900 € ohne Einberechnung von Siegprämien bereits positiv.


    Der Kader

    Die letzte Aufstellung, die Trainer Kern bei seinem ehemaligen Verein TuS Koblenz spielen ließ war ein 4-2-3-1, folglich ist erst einmal anzunehmen, dass dies auch in Reutlingen passieren wird. Die größte Baustelle dabei wird die Doppel-Sechs sein. Zwar könnte man Okeke, Hartwig oder Altintop hier spielen lassen, alle hätten aber auf anderen Positionen ihre eigentlichen Stärken.

    Im Tor hat man mit Fabian Lucas einen soliden Erstligatorhüter bei dem man die Chance zum letzten Mal den Vertrag zu verlängern durchaus in Erwägung ziehen sollte. Herausragend im Abwehrverbund ist sicher Simon Kjaer, der zusammen mit Fabio Morena die Innenverteidigung bilden dürfte. Für die Außenverteidigerpositionen bietet sich Bernd Korzynietz an, bei der zweiten Position hat man dann schon das Problem, das man einen gelernten Offensivspieler aufbieten müsste, der auch weiter vorne hilfreich wäre. Hartwig, Okeke und Altintop wären hier die Alternativen.

    Die Doppel-Sechs ist wie angesprochen nur schwer zu besetzen, hier sollte nach Verstärkung Ausschau gehalten werden. Für die Sturmspitze hat man mit Matthew Amoah einen erfahrenen Angreifer, bei dem ebenfalls letztmalig die Möglichkeit besteht den Vertrag zu verlängern. Für die drei Positionen in der zweiten Offensivreihe stehen - sofern sie nicht auf der linken Außenverteidigerposition oder als Sechser aufgestellt werden - noch Altintop, Okeke, Kuru und Kruska zur Verfügung. Kruska ist der mit Abstand stärkste Flügelspieler von diesen Vier, sollte also auch dort eingesetzt werden. Bei den restlichen Positionen und Spielern tut sich stärkemäßig nur wenig, so dass es von den Vorlieben des Trainers abhängt, wer wo spielen wird.

    Ausblick

    Mit dem neuen Trainer könnte Reutlingen ein Volltreffer gelungen sein, die Chancen den letztjährigen Tabellenplatz erneut zu erreichen sind gut. Je nachdem wie Kern mit dem Team zu Recht kommt, ist auch noch mehr drin. Mein Tipp: Der SSV Reutlingen 05 landet auf Platz 5.

    Wenn ich so sehe, welchen Zirkus ein Stefan Effenberg oder Mario Basler um die eigene Person veranstaltet, wird mir schwindlig. Früher hätten wir die im Training ein paar Mal richtig weggegrätscht - dann wäre Ruhe gewesen!
    Bernard Dietz