Kieler Nachrichten
Kieler Nachrichten – Holstein Kiel verabschiedet sich in die Sonne: Ein Rückblick auf eine Saison voller Besoffenheit, Glück und gekaufter Schiedsrichter
Holstein Kiel sagt Tschüss, ihr Frostbeulen! und verlässt das kalte, trübe Deutschland für den wohlverdienten Urlaub in sonnigen Gefilden. Nach einer Saison voller atemberaubender Comebacks, unglaublicher Schiedsrichterentscheidungen und mysteriöser Gegner, die einfach mal nicht aufgetaucht sind, kann man den Jungs aus dem hohen Norden eine kleine Pause wirklich nicht verübeln.
Aber bevor sich die Kieler Profis mit einem Cocktail in der Hand am Strand räkeln, werfen wir noch einmal einen Blick zurück auf die letzten Wochen, die – wie sollte es anders sein – wieder einmal alles geboten haben, was der Fußball so zu bieten hat: Drama, Skandale, ein bisschen Rest-Besoffenheit und natürlich den alljährlichen Beweis, dass gewisse Schiedsrichter wohl mit ganz besonderen Weihnachtsgeschenken bedacht wurden.
SV Elversberg – Wer?
Fangen wir mit dem kuriosesten Nicht-Spiel der Saison an. Der SV Elversberg, bekannt für seinen ambitionierten Einsatz in der zweiten Liga und sein anscheinend chronisch defektes Telefon, hat es tatsächlich fertiggebracht, zweimal im Urlaub zu sein, als es darum ging, gegen Holstein Kiel anzutreten. Ob die Elversberger versehentlich auf den falschen Kalender geschaut haben oder ob sie sich einfach gesagt haben: "Ach, gegen Kiel? Lassen wir mal." – wir werden es wohl nie erfahren. Jedenfalls blieb es bei einer skurrilen Episode, die zeigt, dass man in Elversberg anscheinend nicht nur auf dem Platz, sondern auch bei der Terminplanung kreative Spielzüge draufhat.
FC Bayern München – 90 Minuten in 60 Minuten?
Ein weiteres Spiel, das aus ebenso lächerlichen wie kreativen Gründen bisher nicht stattfand, war das gegen den FC Bayern München. Vielleicht wird es ja noch stattfinden, aber bisher ist die Terminfindung kläglich gescheitert. Der große Rekordmeister bot Kiel großzügige drei Terminvorschläge an – aber leider nur mit einer Stunde Zeitfenster. Da stellt sich die Frage: Sollte Kiel in einer Stunde zwei Halbzeiten plus Halbzeitpause, Nachspielzeit und VAR-Kontrolle durchziehen? Oder war das eine ganz neue Challenge à la "Wie schnell könnt ihr ein Bundesligaspiel durchziehen?" Jedenfalls hat es nicht geklappt – schade eigentlich, denn mit Holstein Kiels neuer Stärke in Sachen verrückte Comebacks hätte man die Bayern vermutlich auch mit nur 30 Minuten Spielzeit schlagen können.
Das Wunder von Kiel – 6:5 gegen Heidenheim
Wenn man an die Highlights dieser Saison denkt, dann kommt man an diesem Spiel einfach nicht vorbei. 0:4 hinten zur Halbzeit – alles schien verloren. Die Fans hatten sich schon mental auf ein Debakel vorbereitet, einige hatten vielleicht schon vor lauter Frust die Stadionwurst in die Ecke gepfeffert. Doch dann geschah das Unmögliche: Holstein Kiel erlebte eine Wiedergeburt aus dem Nichts, als hätte Trainer Alexander K. in der Kabine eine Motivationsrede gehalten, die selbst Rocky Balboa zum Weinen gebracht hätte.
Plötzlich fielen die Tore wie aus dem Nichts – Schick, Danso (der sich ohne Absprache mit dem Trainer einfach mal als Stürmer ausprobierte), Hartel – sie alle trugen ihren Teil zu einem der spektakulärsten Spiele der Vereinsgeschichte bei. Und als wäre das nicht genug, stellte Schick mit diesem Spiel auch noch den ewigen Torrekord des Vereins ein.
Kaiserslautern, Hertha & Co – Holstein Kiel wird ein bisschen nüchterner
Es ist kaum zu glauben, aber die Jungs haben anscheinend gelernt, dass man mit nur leichtem Pegel durchaus erfolgreicher sein kann als mit der bisherigen Vollrausch-Taktik. Gegen Kaiserslautern folgte direkt der nächste Knaller – ein 4:3-Sieg mit einer Prise Glück und einer gehörigen Portion Chaos. Und gegen Hertha BSC zeigte Kiel dann, dass sie auch mal ganz seriös Fußball spielen können: Ein souveränes 3:2, bei dem Patrick Schick wieder einmal doppelt traf und Cerny sich ebenfalls in die Torschützenliste eintrug.
Skandalspiel gegen St. Pauli – Schiebung!
Doch weil das Kieler Glück nicht ewig währen kann, gab es gegen den FC St. Pauli wieder einmal einen klassischen Fall von "Das kann doch nicht euer Ernst sein!" Die Störche führten schon 2:0 und sahen wie der sichere Sieger aus – bis der Schiedsrichter sich wohl daran erinnerte, dass er irgendwo noch eine offene Rechnung zu begleichen hatte. Ein völlig unberechtigter Elfmeter in der 40. Minute leitete die Wende ein, und am Ende hieß es 2:4 für St. Pauli.
Einmal mehr stellt sich die Frage: Wie kann es sein, dass Kiel ständig gegen Teams verliert, deren Vereinsfarbe sich verdächtig oft mit der Lieblingsfarbe der DFL deckt? Zufall? Wohl kaum.
37 Punkte und eine sonnige Zukunft?
Trotz all der Skandale, besoffenen Eskapaden und kuriosen Nicht-Spiele steht Kiel nun mit 37 Punkten da – eine richtig gute Ausgangsposition im Abstiegskampf. Der direkte Abstieg scheint so gut wie ausgeschlossen, und wenn die Jungs weiterhin mit dieser Mischung aus Glück, Leichtsinn und vielleicht ein bisschen weniger Bier auf dem Platz stehen, dann könnte sogar noch eine spannende nächste Saison drin sein. Wahrscheinlich wird man aber seine besten Spieler (Thiaw, Danso, Schick, Elmas) verkaufen müssen, um finanziell wieder ein wenig mehr Spielraum zu haben.
Aber jetzt heißt es erstmal Urlaub. Sonne tanken, neue Kraft sammeln und – ganz wichtig – sich bloß nicht wieder so volllaufen lassen wie sonst in der Saison. Denn nüchterne Kieler scheinen irgendwie doch ziemlich gut Fußball spielen zu können.