Donnerstagvormittag und wir reisten mit einem kleinen Redaktionsteam in Richtung Kraichgau. Ganz der Umwelt zuliebe wählten wir die deutsche Bahn als Transportmittel. Am Stadiongelände der Hoffenheimer angekommen ist es immer wieder eine Herausforderung das Flugzeugmuseum links liegen zulassen und stattdessen das Gelände des von vielen Fußballfans gehassten Vereins zu betreten. Doch an diesem Donnerstagvormittag kamen wir mit einer Vision. Wir wollten unbedingt mit dem neuen Cheftrainer der Kraichgauer, Toxic Klone, sprechen. Wie in unserem Vorgespräch abgesprochen, kam der Coach dann gen 11:30 Uhr aus dem Vereinsgebäude für eine kleine, nette Talkrunde heraus.
Moin Toxic, schön dass du dir, trotz laufender Saisonvorbereitung, für uns etwas Zeit genommen hast. Du bist vor etwa einer Woche überraschend vom Ligakonkurrenten Union Berlin in den Kraichgau gewechselt. Erzähl doch mal, wie es zu diesem Wechsel kam und wie du dich nach den ersten Tagen in Hoffenheim eingelebt hast?
"Hallo. Tatsächlich hatten die Verantwortlichen von Union Berlin und ich schon im Laufe der vergangenen Rückrunde mehrere Gespräche über meine eigene Zukunft im Verein geführt. Lange Zeit blieb es offen, ob ich weiter Trainer der Berliner bleibe oder nicht. Als wir uns dann endlich auf eine weitere Zusammenarbeit einigen konnten, rufte mich mein Landsmann Michael an und erzählte mir vom Interesse der TSG 1899 Hoffenheim. Es dauerte nicht lange und da flog auch schon ein Angebot ins Haus. Nach kurzen Überlegungen und eine Rücksprache mit Oliver Ruhnert, Sportdirektor der Eisernen, habe ich mich dann entschieden die große Herausforderung anzunehmen.
Die ersten Tage in Sinsheim waren sehr entspannt. Ich habe die Zeit genutzt um mich der Mannschaft vorzustellen. Dank zahlreicher schnell vereinbarter Testspiele konnten wir direkt den Zusammenhalt des Kaders stärken und schon jetzt hat die Vorbereitung auf die neue Saison begonnen."
Du sprichst den Unterschied zwischen deinem alten und neuem Arbeitgeber an. Während du in Berlin das Saisonziel "Klassenerhalt" mit etwas Glück erreicht hast, sind die Ambitionen im Kraichgau mit dem Ziel "einstelliger Tabellenplatz" deutlich größer. Ist dadurch der Druck bei dir auch etwas angewachsen? Und wie siehst du die Mannschaft für die ambitionierten Ziele gewappnet?
"Die Mannschaft und ich fühlen uns gemeinsam sehr wohl, dementsprechend glauben wir, dass wir in dieser Liga durchaus überraschen können. Unser Vorstand ist ebenfalls davon überzeugt, dass der Kader stärker ist als von vielen Experten eingeschätzt."
Mit ihrer Verpflichtung wurde auch eine Lücke geschlossen, die in Hoffenheim zuletzt für ein echtes Vakuum gesorgt hatte. Nach dem überraschenden Rücktritt von TSG Erfolgstrainer Starsemml war die Mannschaft wochenlang ohne Übungsleiter. Welchen Einfluss hat die langjährige erfolgreiche Arbeit des Ex Trainers auf ihre neue Aufgabe?
"Natürlich hatte Semmel sehr gute Arbeit geleistet und Schlüsselspieler wie den Michi oder Alex geformt. Jetzt liegt es an mir die Spieler auf die nächste Stufe zu heben. Das Kommando hatte Gündi übernommen gehabt, was man nun auch auf dem Feld deutlich erkennt. Es gibt kaum einen Spieler, der die Mannschaft so zusammenhalten kann wie Gündi. Gündi und ich sprechen viel miteinander, analysieren die Situationen. Er erleichtert mir die Arbeit sehr."
Sie hatten angesprochen der Kader sei stark genug und würde von vielen Experten unterschätzt werden. Nun gab der Verein in dieser Woche die Trennung von Samassekou, Mörschl, Müller und Kammerbauer bekannt. Zumindest der Abgang des defensiven Mittelfeldspielers Samassekou dürfte schmerzen. Wie sehen die Planungen hinsichtlich Ersatz für diese ablösefreien Abgänge aus?
"Der Abgang von Samassekou hatte anfangs sehr geschmerzt. Aber wir haben schon einen passenden Ersatz im Auge und hoffen schnell genug und vorallem überzeugend genug zu sein. In vier Tagen werden wir in diesem Thema schlauer sein. Ich wünsche den vier Jungs, die uns verlassen haben, alles Gute für ihre Zukunft."
Wollen wir nochmal auf deine Person zu sprechen kommen. In den letzten Wochen der abgelaufenen Spielzeit kursierten mehrere Gerüchte, dass du aufgrund einer Eigenständigkeit deinen Trainerjob an den Nagel hängen musst. Dazu kam, dass sich der VDFB in einem echten Sommerloch befand und so nur wenig Spielfreude aufkam. Dennoch bist du weiterhin Teil des VDFBs und freust dich mit voller Euphorie auf die neue Saison. Wie siehst du generell die Stimmung in der Liga nach dem Übergang zu FIFA23?
"Es kommt mir so vor als würden viele neue Trainer die Trainerlizenz nur mit Biegen und Brechen bestehen. Das führt dazu, dass unerfahrene Trainer wie FifaChaos und ich uns beweisen können. Aber die Stimmung im Teilnehmerfeld scheint gut zu sein. Ich freue mich auf zahlreiche spannende Begegnungen mit meinen Trainerkollegen."
Zum Schluss die traditionelle Frage: Auf welchem Tabellenplatz landet die TSG 1899 Hoffenheim?
"Eine genaue Platzierung streben wir nicht an. Aber es ist ein unausgesprochenes Ziel die Europa League zu erreichen!"
Danke dir für deine Zeit und viel Erfolg in der neuen Spielzeit!